Diabetes und Berufswahl
(07.04.2003) Dieses Problem stellt sich vor allem bei jüngeren Personen mit Diabetes, aber auch beim sog. Altersdiabetes gilt es gelegentlich, im Rahmen von Umschulungen eine geeignete berufliche Alternative zu finden. Bei der Berufswahl von Personen mit Diabetes ist zum einen die Beeinträchtigung der Berufstätigkeit durch mögliche Unterzuckerungen zu bedenken, zum anderen sollte vor der Auswahl eines Berufes auch geprüft werden, ob im Rahmen der Tätigkeit eine geregelte Stoffwechselführung möglich ist.
Es gibt viele Berufe, bei denen eine rechtzeitig erkannte und direkt behandelte Unterzuckerung kein größeres Problem darstellt. Bei allen Berufen aber, bei denen ein Mensch mehr oder weniger 'im Rampenlicht' steht wie z.B. als Lehrer in der Schule, als Dozent in einem Schulungskurs oder an der Rezeption eines Hotels, sind Unterzuckerungen unliebsame Störungen. Personen in diesen Berufen sollten rechtzeitig für sich Lösungsmöglichkeiten entwickeln zur Vermeidung solcher Situationen, am besten in gemeinsamer Überlegung mit dem behandelnden Diabetologen. Nicht empfehlenswert für Menschen mit Diabetes sind Arbeiten an laufenden Maschinen und auf Gerüsten sowie Arbeiten mit verantwortlichen Überwachungsfunktionen.
Grundsätzlich gibt es nur wenige Berufe, die von einer an Diabetes erkrankten Person wegen der Gefahr von Unterzuckerungen nicht ausgeübt werden dürfen. Bei diesen Berufen wäre im Falle einer Unterzuckerung nicht nur die eigene Gefährdung ein Problem, sondern auch die Gefährdung anderer. Hierzu zählen Berufe wie Lokomotivführer, Pilot, Polizist und Berufskraftfahrer. Unter bestimmten Umständen aber dürfen Personen mit Diabetes auch Kraftfahrzeuge der Klasse 2 (KFZ mit mehr als 7.5 Tonnen Gesamtgewicht) sowie Fahrzeuge führen, die der Fahrgastbeförderung (gemäß § 15d StVZO) dienen. Dies ist der Fall, wenn keine Behandlung mit Insulin erfolgt und eine gute Stoffwechselführung über längere Zeit (d.h. 3 Monate) nachgewiesen wurde. Eine gute Stoffwechselführung wird dokumentiert durch stabil-niedrige Blutzuckerwerte, die regelmäßig im Diabetes-Tagebuch notiert werden. Für den Wehrdienst sind nach den Richtlinien der Bundeswehr Diabetiker nicht tauglich.
In jedem Fall sollte man als Betroffener für sich selbst prüfen, inwieweit der gewünschte Beruf eine geregelte Stoffwechselführung zulässt. Es gibt Berufe, die dies erschweren, wie z. B. der Schichtdienst. Dies sollte als Problem erkannt werden und hier sollten ebenfalls rechtzeitig Lösungsstrategien erarbeitet werden mit dem behandelnden Diabetologen.
Im Krankheitsverlauf auftretende Langzeitfolgen des Diabetes können auf vielfältige Weise die Berufstätigkeit beeinträchtigen. Unter Langzeitfolgen versteht man im wesentlichen Schäden an den Augen, den Nerven der Füße, den Nieren und großen Blutgefäßen, die durch einen langjährigen und ungenügend eingestellten Diabetes entstanden sind. Diabetesbedingte Veränderungen der Augen können zu einer Verschlechterung der Sehkraft führen, was bei bestimmten Berufen sehr hinderlich sein kann. Eine Schädigung der Fußnerven hat Gefühlsstörungen, unter Umständen mit Gangunsicherheit zur Folge, im schlimmeren Fall sog. Fußgeschwüre. Entsprechend eignen sich alle Berufe, bei den man viel laufen muss, nicht für Personen mit einer diabetischen Nervenschädigung an den Beinen. Es ist allerdings (zu) viel verlangt von den Betroffenen, die Berufsauswahl auch noch mit Hinblick auf eventuell auftretende Spätkomplikationen auszurichten.
Als zusätzliche Literatur zum Thema kann man die "Empfehlungen der Deutschen Diabetes Gesellschaft zur Beratung über Berufswahl und Berufsausübung von Diabetikern" aus dem Jahre 1984 empfehlen.
Dr. med. Jutta Meinhold; Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
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