Neue Studienergebnisse zu Viagra bei Diabetikern
(16.06.2003) Prof. Dr. med. Dan Ziegler aus dem Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf beantwortet Fragen zu Viagra bezüglich des Herz-Kreislauf-Systems bei Diabetes.
1 . Welche Auswirkungen hat Viagra auf die Gefäßfunktion? Schutz für Gefäße?
Prof. Dr. med. Dan Ziegler
Prof. Dr. Dan Ziegler: Das Endothel hat als Innenschicht der Gefäße (Arterien) wichtige Aufgaben bei der Regulation des Gefäßtonus, der Eigenschaften der Gefäßwand und der Gefäßdurchlässigkeit. Störungen der Endothelfunktion werden als endotheliale Dysfunktion bezeichnet, die als allererstes Stadium in der Entstehung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen angesehen wird. Bei bestimmten Erkrankungen wie Diabetes oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist die endotheliale Dysfunktion besonders häufig nachweisbar. Eine Verbesserung der Endothelfunktion könnte daher theoretisch vorteilhaft sein im Sinne einer Prävention der Atherosklerose. In verschiedenen Studien mit Viagra konnte gezeigt werden, dass bei Diabetikern nach 2 wöchiger Gabe von 25 mg/Tag die Endothelfunktion gebessert wird. Dies ist auch mit Einmalgabe von 50 bzw. 100 mg bei Patienten mit Herzmuskelschwäche oder Herzkranzgefäßverengung bzw. bei gesunden Rauchern und Nicht-Rauchern gezeigt worden. Diese Daten zeigen, dass Viagra bei diesen Erkrankungen einen günstigen Effekt auf die Endothelfunktion ausüben kann.
2. Welche positiven Auswirkungen auf das Herz haben Sie festgestellt?
Prof. Dr. Dan Ziegler: Wir haben bei Männern mit Typ 2 Diabetes nachgewiesen, dass die Einzelgabe von 100 mg Viagra zu einem Anstieg der Herzfrequenz und Abfall des systolischen und diastolischen Blutdrucks führt. Dieser Effekt, der auch bei Nicht-Diabetikern bekannt ist, verursacht keine Herz-Kreislauf-Beschwerden, da er nur relativ gering ausgeprägt ist. Hierbei war aber ein wichtiger Befund, dass das Medikament keine nachteilige Wirkung auf das vegetative (autonome) Nervensystem am Herz-Kreislauf-System ausübt, da ein solcher ungünstiger Effekt z.B. gefährliche Herzrhythmusstörungen auslösen könnte. Gerade Diabetiker sind gehäuft von einer vegetativen (autonomen) Nervenerkrankung (Neuropathie) am Herz-Kreislauf-System betroffen. Unsere Daten zeigen, dass Viagra diesbezüglich bei Diabetikern ein sicheres Medikament ist.
3. Gilt das auch für andere PDE-5 Inhibitoren (z.B. Tadalafil, Vardenafil)?
Prof. Dr. Dan Ziegler: Für die anderen PDE 5-Hemmer liegen bislang keine Publikationen vor, aber theoretisch ist denkbar, dass auch sie aufgrund des gemeinsamen Wirkmechanismus ähnliche Wirkungen entfalten, aber entsprechende Studien, die dies bestätigen, müssen hier abgewartet werden.
4. Sollten Patienten deshalb Viagra regelmäßig einnehmen ?
Prof. Dr. Dan Ziegler: Nein. Viagra ist und bleibt derzeit eine Bedarfsmedikation. Bevor eine regelmäßige Einnahme empfohlen werden könnte, wären weitere, vor allem auch längerfristigere Studien erforderlich.
Dirk Sattelberger, ISG-Info
|