Spaß am Sex trotz Herzerkrankung
(19.07.2001) Spaß am Sex ist keine Frage des Alters. Das sexuelle Verlangen bleibt bis ins hohe Alter erhalten, auch dann, wenn Alterserkrankungen - zum Beispiel am Herzen - auftreten.
Viele Betroffene fürchten noch immer, dass eine Herzerkrankung oder ein überstandener Herzinfarkt automatisch das 'Aus' für die sexuelle Aktivität bedeuten. Dabei ist nachgewiesen, dass sexuelle Aktivität nach dem Herzinfarkt auch für die Rehabilitation eine wichtige Rolle spielt. Der so weit verbreiteten wie falschen Angst widerspricht nun auch die amerikanische Herzgesellschaft.
Demnach können auch Patienten, die einen Herzinfarkt überstanden haben, in aller Regel wieder Sex haben. Forscher in den USA haben herausgefunden, dass Geschlechtsverkehr im Allgemeinen nicht anstrengender ist, als eine Fahrradfahrt auf ebenem Gelände. Der Pulsschlag steigt im Durchschnitt kurzfristig auf etwa 120 Schläge pro Minute, und strengt den Körper damit nicht außergewöhnlich an. Auch eine medikamentöse Wiederherstellung einer Erektionsschwäche, etwa durch Viagra, ist offenbar weit weniger risikoreich als bisher angenommen. Dies belegen die Ergebnisse einer klinischen Untersuchung, die in dem renommierten Fachmagazin "New England Journal of Medicine" veröffentlicht wurde.
Männer mit Erektionsschwäche leiden oft gleichzeitig auch unter Herzerkrankungen wie zum Beispiel einer Einengung der Herzkranzgefäße (Fachbezeichnung: Koronare Herzerkrankung, KHK) oder haben bereits einen Herzinfarkt hinter sich. In den meisten Fällen sind die Risikofaktoren für die beiden Störungen identisch: höheres Alter, Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus), hohe Fettwerte im Blut und hoher Blutdruck. Bisher galt die Devise, dass sich diese Risikopatienten auch in Sachen Sex zurückhalten und Viagra nur mit Vorsicht anwenden sollten. Wie die ... Studie aber zeigte, führte die Einnahme von Viagra selbst bei Patienten mit fortgeschrittener Herzkranzgefäßverengung nicht zu Durchblutungsstörungen oder Funktionsausfällen am Herzen. Ein Wissenschaftlerteam um den amerikanischen Arzt Dr. Howard Herrmann von der Universität in Pennsylvania konnte bei männlichen Patienten mit fortgeschrittener Verengung der Herzkranzgefäße zeigen, dass selbst die Einnahme der Höchstdosis von Viagra keine negativen Einflüsse auf die Herzfunktion und Herzdurchblutung hatte. Lediglich der Blutdruck sank leicht ab, andere klinisch bedeutsame Beeinträchtigungen konnten von Herrmann nicht gefunden werden.
Professor Dr. med. Ulrich Wetterauer vom Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit e.V. aus Freiburg weist darauf hin, dass "Patienten, die auf die Einnahme nitrathaltiger Medikamente angewiesen sind, Viagra nicht einnehmen dürfen, eben sowenig eine kleinere Gruppe von Patienten mit besonders schweren oder seltenen Herzerkrankungen. Der Arzt kann solche Patienten herausfinden und schützen, in den anderen Fällen wird er grünes Licht geben."
Freiburg, 1. September 2000, Pressemitteilung des ISG - Informationszentrum für Sexualität und Gesundheit e .V. Geschäftsstelle: Universitätsklinikum Freiburg, Hugstetter Strasse 55, D-79106 Freiburg Ansprechpartnerin: Frau Sabine Pirnay-Kromer, E-Mail: info@isg-info.org, Infoline: 0180 - 555 84 84 Mo-Fr 15 bis 20 Uhr (0,24 DM/min), http://www.isg-info.de/isg/index.html
Redaktion: Dr. med. M. Stapperfend, Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum
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