Schwangerschaft mit Typ 2 Diabetes
(15.08.2003) Aufgrund einer globalen Diabetes-Epidemie steigt die Zahl jüngerer Patientinnen mit Typ 2 Diabetes stetig an. Deshalb sind wir in der Betreuung schwangerer Diabetikerinnen immer häufiger mit Patientinnen mit Typ 2 Diabetes konfrontiert.
Viele sind nicht geschult und unzureichend über das Risiko einer Schwangerschaft und die Notwendigkeit einer Schwangerschaftsplanung informiert. Sie werden häufig erst nach der 10. Schwangerschaftswoche mit unbefriedigender Blutzuckerkontrolle zur Stoffwechseloptimierung zugewiesen. Jüngere Frauen mit Typ 2 Diabetes zeigen meist auch die Stigmata des metabolischen Syndroms, vor allem Übergewicht, aber auch Bluthochdruck oder eine Fettstoffwechselstörung, welche selbst ein höheres Schwangerschaftsrisiko beinhalten.
Gerade fettleibige junge Frauen sollen bei Kinderwunsch ermutigt werden, durch Ernährungsumstellung und mehr Bewegung eine Gewichtsabnahme vor der Schwangerschaftsplanung zu erzielen. In aktuellen Vergleichstudien haben Typ 2 Diabetikerinnen schlechtere Schwangerschaftsergebnisse als Patientinnen mit Typ 1 Diabetes. Viele sind zu Beginn der Schwangerschaft nur diätetisch oder mit Tabletten, die aufgrund einer möglichen teratogenen Wirkung kontraindiziert sind, behandelt.
Eine Umstellung auf eine Insulintherapie bei Schwangerschaftsplanung ist zur Gewährleistung möglichst "normnaher" Blutzuckerwerte bereits zu Beginn und während der gesamten Dauer der Schwangerschaft notwendig. Gerade in den ersten Wochen können erhöhte Blutzuckerwerte den Embryo schädigen und zur Entwicklung von kindlichen Missbildungen oder zum Abortus führen. Ab der 24. Woche nimmt dann unter dem Einfluss der Schwangerschaftshormone die Empfindlichkeit für Insulin weiter ab, weswegen die Patientinnen engmaschig kontrolliert werden müssen und die Insulindosis laufend angepasst wird.
Schon vor Schwangerschaftsplanung soll überprüft werden, ob diabetische Spätschäden an den Augen, Nieren oder Gefäßen vorliegen. Neben einer entsprechenden Behandlung muss die Patientin über eine mögliche Verschlechterung dieser diabetischen Begleiterkrankungen in der Schwangerschaft informiert werden und während der Schwangerschaft streng überwacht werden.
Frauen mit Typ 2 Diabetes haben häufiger eine Präklampsie, einen plötzlichen Fruchttod, eine Frühgeburt und Kinder mit einem Geburtsgewicht über 4500g. Die perinatale Sterblichkeit ist bei manchen Untersuchern größer als bei Frauen mit Typ 1 Diabetes. Die Kinder diabetischer Mütter haben wiederum, sowohl aufgrund der Erbanlage als auch durch eine Fehlernährung im Mutterleib - bei unzureichender Blutzuckereinstellung der Mutter -, ein höheres Risiko, selbst Stoffwechselerkrankungen zu entwickeln.
Aufgrund dieser Ergebnisse müssen wir in Zukunft bei Frauen im gebärfähigen Alter ein besseres Diabetes-Screening, insbesonders in Risikogruppen, durchführen und Frauen mit gestörter Glukosetoleranz oder manifestem Typ 2 Diabetes besser über die Risken einer Schwangerschaft informieren und für eine Schwangerschaft optimal vorbereiten.
Dr. med. Alexandra Kautzky-Willer, Universitäts-Klinik für Innere Medizin III, Klinische Abteilung für Endokrinologie und Stoffwechsel, Wien
Meldung der DDG zur "MEET-THE-EXPERT SITZUNG" über Diabetes mellitus Typ 2 und Schwangerschaft auf der 38. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) am 30.05.2003 in Bremen
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