Beruf und Diabetesberatung
(18.08.2003) Eines der zentralen Ziele der medizinischen Behandlung, der Beratung und der Schulung von Menschen mit Diabetes mellitus ist deren berufliche Rehabilitation. Die überarbeiteten Empfehlungen zur Beurteilung beruflicher Möglichkeiten von Menschen mit Diabetes mellitus sind nicht nur als Instrument für Arbeitsmediziner gedacht, sie haben ebenfalls Konsequenzen für die diabetologische Betreuung.
Die Diagnose "Diabetes mellitus" allein oder der Hinweis auf eine potenzielle Hypoglykämiegefährdung sagen nichts über individuelle Risiken und Ressourcen Berufstätiger am jeweiligen Arbeitsplatz aus! Auch pauschale Empfehlungen zur Eignung oder Nichteignung für bestimmte Berufe (Konditor, Dachdecker usw.) sind nicht mehr zeitgemäß. Die individuelle Beurteilung arbeitsplatzbezogener Risiken und Ressourcen bei der arbeitsmedizinischen Bewertung von Menschen mit Diabetes mellitus schafft die Möglichkeit einer differenzierten Beratung im Einzelfall.
Das individuelle Risiko für das Auftreten von Akutkomplikationen - insbesondere Hypoglykämien verschiedener Schwere - am Arbeitsplatz wird u.a. beeinflusst durch: Bedingungen des Arbeitsplatzes und der Tätigkeit, Art und Dauer des Diabetes mellitus, Therapiekonzept, Suffizienz der Behandlung, Selbstbehandlungskompetenz, Selbstbeobachtung und Selbstkontrolle. Zu beachten ist, dass alle genannten Punkte durch geeignete Intervention modifiziert werden können, also keineswegs statisch sind.
Bei der Diabetesberatung kann eine Matrix hilfreich sein, die die konkreten arbeitsplatzbezogenen Gefährdungen systematisch auflistet und in Bezug zu Kompensationsmöglichkeiten (Berufserfahrung, reflektierter vorausschauender Umgang mit gesundheitlichen Risiken am Arbeitsplatz, BGAT, Therapieumstellung, Dosisanpassung, Schulung, qualifizierte diabetologische Betreuung) und individuellen Risiken (Hypoglykämiegefährdung, Folgeerkrankungen, Qualität der Stoffwechseleinstellung) stellt.
Die verstärkte Einbeziehung beruflicher Aspekte sowohl in die ärztliche Betreuung als auch die Beratung und Schulung des Klientels durch das Diabetesteam kann dazu beitragen, den Prozess der beruflichen Rehabilitation zu unterstützen.
Wolfgang Schütt, Dipl.-Sozialpädagoge im Kreiskrankenhaus Eckernförde
Meldung der DDG zur 38. Jahrestagung der Deutschen Diabetes-Gesellschaft (DDG) im Mai 2003 in Bremen
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