Evidenz-basierte Diabetes-Leitlinien
(17.07.2000) Die Leitlinien sind das Ergebnis eines gewaltigen Kraftaktes der Deutschen Diabetes Gesellschaft, wobei unter Sichtung aller bisher vorhandenen Daten die empfohlene Vorgehensweise für Diagnostik, Therapie und Langzeitbetreuung bei Menschen mit Diabetes mellitus festgelegt wurde. In den nächsten Monaten werden weitere Themen dieser Leitlinien nachfolgen. Außerdem werden parallel dazu Kurzversionen in Form von Tabellen und Flussdiagrammen erstellt, die die praktische Umsetzung der Leitlinien erleichtern werden.
Es handelt sich um die Themen:
- Therapieziele und Behandlungsstrategien beim Diabetes mellitus einschließlich seiner Begleit- und Folgekrankheiten
- Diagnose, Therapie und Verlaufskontrolle der diabetischen Neuropathie
- Diabetische Nephropathie
- Diabetische Retinopathie und Makulopathie
- Management der Hypertonie beim Diabetes mellitus
Obwohl in umschriebenen Bereichen und Institutionen große Behandlungserfolge zu verzeichnen sind, sind in Deutschland die Ergebnisse bei der Umsetzung der wissenschaftlichen Erkenntnisse auf die Breite erschreckend schlecht. Eine eingehende Analyse der Ist-Situation zeigt eine große Variationsbreite der Versorgungsqualität bei Diabetikern. Die Deutsche Diabetes-Gesellschaft hat sich daher zum Ziel gesetzt, Evidenz-basierte Leitlinien für die Diagnostik, Therapie und Langzeitbetreuung von Menschen mit Diabetes zu schaffen (Leiter der Leitlinien-Kommission der DDG: Prof. Scherbaum). Diese Leitlinien werden unter Einbeziehung von Wissenschaftlern, Ärzten, diabetologisch ausgebildeten nichtärztlichen Gruppen, Kostenträgern und Patientenorganisationen entwickelt. Sie sollen eine orientierende Hilfe sein bei der Definition des Notwendigen und des Überflüssigen in der Versorgung der Diabetespatienten.
Nicht die Publikation der Leitlinien, sondern erst deren Umsetzung in die tägliche Praxis, ist von entscheidender Bedeutung. Aus diesem Grund werden wir aus den wissenschaftlich erarbeiteten Leitlinien Anwenderversionen für die praktisch tätigen Ärzte erarbeiten, die ganz konkret genutzt und innerhalb von Versorgungsverträgen mit den Kostenträgern eingesetzt werden können. Wesentlich erscheint uns aber auch die Verfügbarkeit der Leitlinien als Patientenoder Bürgerversion. Dieses Unterfangen wird durch ein Großprojekt des Bundesministeriums für Gesundheit am Deutschen Diabetes-Forschungsinstitut in Düsseldorf unter der Schirmherrschaft der Deutschen Diabetes-Union realisiert. Prof. Mehnert hat sich in seiner Eigenschaft als Ehrenpräsident der DDU persönlich diesem Projekt verpflichtet. Dafür sind wir ihm außerordentlich dankbar. Wie bei kaum einer anderen Krankheit ist beim Diabetes mellitus die Hilfe zur Selbsthilfe ein elementares therapeutisches Prinzip. Durch die Unterstützung solcher Instruktionen auf breiter Ebene hoffen wir, die Kompetenz des Betroffenen verbessern und durch die daraus resultierende Eigenverantwortlichkeit gesundheitsfördernde Handlungsweisen unterstützen zu können.
Mitglieder der DDG können die Leitlinien für einen Unkostenbeitrag von DM 2.- pro Heft (Nichtmitglieder DM 5.- pro Heft) über die Geschäftsstelle der DDG: BG-Kliniken Bergmannsheil Bürkle-de la Camp-Platz 1 44789 Bochum bestellen. Bitte legen Sie einen ausreichend frankierten Briefumschlag bei (A4 DM 3.- Porto).
Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf
Quelle: CF-Journal 3/2000 |