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    Diabetische Nierenerkrankung: Auch die Gene spielen eine Rolle
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    Diabetische Nierenerkrankung: Auch die Gene spielen eine Rolle

    (09.09.2005) Etwa ein Drittel aller Menschen mit Diabetes entwickeln im Verlauf ihrer Diabetikerkarriere eine Nierenerkrankung (Nephropathie). Diese sogenannte diabetische Nephropathie ist eine ernst zu nehmende Komplikation, denn sie kann zu einem Funktionsverlust der Nieren bis hin zu einem Versagen der wichtigen „Filter- und Reinigungsorgane“ führen. In diesem Endstadium bleibt dem Betroffenen dann oft nur noch die Blutwäsche (Dialyse) oder eine Nierentransplantation. Typ 1 und Typ 2 Diabetiker sind gleichermaßen von dem Risiko für eine Nierenerkrankung betroffen.


    Das Eiweiß Carnosin wirkt
    schützend für Nierenzellen
    bei zu hohen
    Blutzuckerspiegeln
    Es ist bekannt und gut untersucht, dass dauerhaft zu hohe Blutzuckerspiegel die Entstehung und das Voranschreiten einer Nierenerkrankung erheblich fördern. Eine der wichtigsten Maßnahmen, um einer Nephropathie vorzubeugen, ist daher eine möglichst optimale Diabeteseinstellung. Neben der Absenkung überhöhter Glukosewerte gehört dazu auch die Behandlung eines ggfs. vorhandenen Bluthochdrucks.Andersherum entwickelt nicht jeder Patient mit zu hohen Blutzuckerwerten automatisch eine Nierenerkrankung. Es wird deshalb schon seit längerem vermutet, dass auch die genetische Veranlagung – das heißt die Weitergabe von Erbinformationen von Generation zu Generation – eine Rolle spielt. Gestützt wird diese Annahme durch Beobachtungen, dass die diabetische Nephropathie familiär gehäuft auftritt.

    Genetikern vom Universitätsklinikum Heidelberg ist es in Zusammenarbeit mit Wissenschaftlern aus Mannheim, den Niederlanden und der Tschechischen Republik jetzt gelungen, eine solche genetische Ursache auszumachen. Hierfür untersuchte eine Arbeitsgruppe um Dr. Bart Janssen bei mehr als 240 Patienten das Gen CNDP1. Dieses Gen liegt auf dem Chromosom 18, das schon seit längerem in Verdacht steht, an der diabetischen Nierenerkrankung beteiligt zu sein.

    Das Gen CNDP1 ist zuständig für die Bildung eines Enzyms mit dem Namen Carnosinase. Letzteres spaltet das für uns wichtige Eiweiß Carnosin und macht es damit unwirksam. Carnosin ist ein Protein, dass über ein erhebliches zellschützendes Potential verfügen soll und bereits seit längerem in der Anti-Aging-Medizin diskutiert wird. Zellen mit längerer Lebensdauer – zum Beispiel Nervenzellen – sind durch höhere Carnosin-Spiegel gekennzeichnet. Versuche, die speziell mit Nierenzellen durchgeführt wurden, konnten zeigen, dass ein hoher Anteil von Carnosin im Blut offenbar auch die Nieren vor Schäden schützt.

    Die Forschergruppe um Dr. Janssen fand heraus, dass es drei verschiedene Varianten des Gens CNDP1 gibt: Ein sehr langes, über das besonders viel Carnosinase hergestellt wird, ein mittleres und eine Kurzform, die nur wenig Carnosin-spaltendes Enzym bildet. Erwartungsgemäß wurde bei Patienten mit diabetischer Nephropathie auffällig oft die längste Variante des Gens gefunden. Bei den Diabetikern ohne Nierenbeteiligung war hingegen die Kurzform besonders häufig: Wenig Carnosinase-Bildung bedeutet gleichzeitig höhere (nierenschützende) Carnosin-Spiegel.

    Aufgrund der Ergebnisse zu den verschiedenen Varianten des CNDP1-Gens wird nun über die Entwicklung von Gentests nachgedacht. Ein Ziel ist es, besonders gefährdete Diabetiker noch frühzeitiger zu erfassen, um rechtzeitig Maßnahmen gegen die gefährliche diabetische Nephropathie ergreifen zu können.


    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung

    Quelle: Janssen B. Hohenadel D, Brinkkoetter P et al. Carnosine as a protective factor in diabetic nephropathy. Diabetes 2005; 54: 2320-2327

     

     

     

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