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    Qualität der Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich: Deutschland weit vorn
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    Qualität der Gesundheitssysteme im internationalen Vergleich: Deutschland weit vorn

    (02.10.2005) Die Kosten und die Effizienz unseres Gesundheitswesens sind Themen, die in Deutschland durchaus kontrovers diskutiert werden. Der zunehmende Kostendruck lässt auch den Bereich der medizinischen Versorgung nicht unberührt: Längst muss sich das Gesundheitswesen marktwirtschaftlichen Anforderungen stellen. Doch wie steht das deutsche Gesundheitswesen mit seinen Gesundheitsleistungen und dem „Preis-Leistungs-Verhältnis“ im internationalen Vergleich da?

    Dieser interessanten Frage ist das Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung (IGSF) Kiel in einem erst kürzlich veröffentlichten Gutachten nachgegangen. Das Ergebnis: Deutschland bietet ein sehr hohes Versorgungsniveau – und dies zu einem vergleichsweise „günstigen“ Preis.

    Die Studie

    Das Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel hat die Gesundheits- und Geldleistungen der Gesundheitssysteme verschiedener hoch industrialisierter Länder untersucht und miteinander verglichen. Für die Studie wurden Daten aus folgenden 14 Industrienationen erhoben: Australien, Belgien, Dänemark, Deutschland, Frankreich, Großbritannien, Italien, Japan, Kanada, Niederlande, Österreich, Schweden, Schweiz und USA.

    Gegenstand der Untersuchung waren Leistungen und Kosten in den Bereichen Kranken-, Pflege- und Unfallversicherung. Die Gesundheitsleistungen umfassten zum Beispiel die ambulante und stationäre Versorgung, Arzneimittel, Heil- und Hilfsmittel, Pflege im Pflegefall und Versorgung bei berufsbedingten Unfällen und Berufskrankheiten. Zu den Geldleistungen zählten unter anderem Lohnfortzahlung im Krankheitsfall und Krankengeld sowie Unfall- und Invaliditätsrenten. Aus dem Vergleich der Gesundheits- und Geldleistungen in den verschiedenen Ländern wurde ein Versorgungsindex berechnet, der anzeigt, auf welchem Niveau eine Nation im internationalen Vergleich steht.

    Die Ergebnisse

    • Deutschland hat das höchste Niveau bei Gesundheitsleistungen:
      Im Vergleich der 14 Industrienationen bietet Deutschland mit einem Versorgungsindex von 119 (Durchschnitt = 100) den umfassendsten Leistungskatalog. Es folgen Österreich (116), Belgien (112), die Schweiz (108), die Niederlande (104), Frankreich und Japan (jeweils 102). Am niedrigsten ist das Versorgungsniveau in den USA mit einem Index von 77. Deutschland bietet weltweit mit die höchste Hausarzt-, Facharzt-, Zahnarztdichte und Krankenhauskapazität. Auch der Leistungskatalog bei der ärztlichen und zahnärztliche Versorgung sowie bei den Arznei-, Heil- und Hilfsmitteln ist überdurchschnittlich und mit vergleichsweise nur geringen Zuzahlungen verbunden. Die Wartezeiten auf Leistungen im Gesundheitswesen sind im internationalen Vergleich in Deutschland am geringsten.

    • Deutschland hat ein überdurchschnittlich hohes Niveau bei Geldleistungen:
      Bei den Geldleistungen im Krankheitsfall (Lohnfortzahlung, Krankengeld und andere Geldleistungen) erbringt Deutschland ebenfalls einen überdurchschnittlichen Wert. Davor liegen nur noch die Niederlande und Schweden. Auf gleicher Höhe mit Deutschland sind Frankreich und Japan. Die USA bildet wiederum das Schlusslicht. Der überdurchschnittliche Versorgungsindex bei Geldleistungen ist in Deutschland auf die nahezu vollständige Absicherung des Lohnausfalls bei Krankheit und bei Arbeitsunfähigkeit zurückzuführen. Vor allem die Lohnfortzahlung des Arbeitgebers und die sich daran anschließende Krankengeldzahlung der Krankenversicherungen sind im internationalen Vergleich in Höhe und Zahlungsdauer überdurchschnittlich. Leicht unter dem Durchschnitt liegt in Deutschland die Dauer der Lohnfortzahlung bei Mutterschaft.
    • Die Pro-Kopf-Ausgaben sind in Deutschland vergleichsweise gering:
      Die finanziellen Aufwendungen für das Gesundheitswesen sind in Deutschland eher niedrig: Mit Pro-Kopf-Ausgaben von 3.560 € für Gesundheits- und Geldleistungen (Stand: 2001) liegt Deutschland im Vergleich der 14 Nationen leicht unter dem Durchschnitt. Höhere Pro-Kopf-Ausgaben finden sich in den USA (6.195 €), der Schweiz (4.571 €), Dänemark (4.318 €), den Niederlanden (4.140 €), Österreich (3.973 €) und Schweden (3.617 €). Geringere Pro-Kopf-Ausgaben haben Japan, Frankreich, Kanada, Belgien, Australien und Großbritannien. Die geringsten Pro-Kopf-Ausgaben werden für Italien angegeben (2.187 €). Bei diesen Zahlen ist zu berücksichtigen, dass die amtlich berichteten Daten aus einigen Ländern unvollständig und die realen finanziellen Aufwendungen deshalb vermutlich höher als angegeben sind. Vor diesem Hintergrund dürfte sich die Position von Deutschland in punkto geringe Pro-Kopf-Ausgaben sogar noch weiter verbessern.

    Weitere interessante Vergleichsdaten:

    • Die Deutschen bekommen die meisten bezahlten Urlaubstage:
      Im Vergleich der 14 Industrienationen haben Arbeitnehmer durchschnittlich 23 Tage bezahlten Urlaub pro Jahr. An der Spitze liegt Deutschland mit 30 bezahlten Urlaubstagen. Den wenigsten Urlaub gibt es in Japan (18 Tage) und in den USA (12 Tage). Für Australien und Kanada liegen keine Angaben vor.

    • Bei den Fehlzeiten am Arbeitsplatz liegt Deutschland mit an der Spitze:
      Die (in der Regel krankheitsbedingten) Fehlzeiten betrugen im Jahr 2001 im Durchschnitt der Nationen 10,2 Tage. Darüber lagen Schweden (27 Fehltage), Deutschland (16,5 Tage), Österreich (12,2 Tage) und die Schweiz (10,6 Tage). Die geringsten Fehlzeiten wies die USA mit nur 4,4 Tagen auf. Für Japan und die Niederlande gibt es keine Angaben.
    • Wochenarbeitszeit in Deutschland mit am geringsten:
      Die Auswertung der Wochenarbeitszeit in den 14 untersuchten Industrienationen ergab einen Durchschnittswert von 31 Stunden. Darunter lagen Belgien und die Schweiz (30 Stunden), Frankreich und Deutschland (28 Stunden) sowie die Niederlande (26 Stunden). Am meisten wird in Japan, den USA und in Australien gearbeitet (jeweils 35 Wochenstunden).



    Im Vergleich von 14 hoch industrialisierten Nationen bietet Deutschland das höchste Versorgungsniveau bei Gesundheitsleistungen und ein überdurchschnittlich hohes Niveau bei Geldleistungen im Gesundheitswesen. Hervorzuheben sind vor allem die hohe Arztdichte und Krankenhauskapazität in Deutschland, der umfangreiche Katalog für ärztliche und zahnärztliche Leistungen, die freie Arzt- und Krankenhauswahl, die vergleichsweise geringen Zuzahlungen und die im internationalen Vergleich geringsten Wartezeiten. Interessanterweise wendet Deutschland hierbei pro Kopf weniger finanzielle Mittel auf als der Durchschnitt der Vergleichsnationen. Damit dürfte das deutsche Gesundheitswesen eines der effizientesten weltweit sein. Einziger Wermutstropfen: Ein Missbrauch von Gesundheits- und Geldleistungen lässt sich in unserem System bisher nicht ausschließen – damit bleibt die Lücke zum „perfekten“ Gesundheitswesen.


    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung


    Quellen:
    Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel, Pressemitteilung zur Pressekonferenz am 31. August 2005 in Berlin

    Beske F, Drabinski T: Leistungskatalog des Gesundheitswesens im internationalen Vergleich, Geldleistungen. Schriftenreihe / Fritz Beske Institut für Gesundheits-System-Forschung Kiel; Bd. 104, II, 2005

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