Übergewicht zeigt auch bei kleinen Kindern schon Folgen
(12.10.2005) Übergewicht bei Kindern ist ein weltweit zunehmendes Problem. Über das Ausmaß der gesundheitlichen Folgen, die mit dem Zuviel an Pfunden schon in sehr jungen Jahren einhergehen, stehen bisher nur begrenzt Daten zur Verfügung. Übergewicht bzw. Fettleibigkeit ist wesentlich an der Entwicklung des gefährlichen Metabolischen Syndroms beteiligt. Letzteres wird unter anderem von Herz-Kreislaufrisiken wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörungen und Insulinresistenz begleitet und kann schließlich in einen Typ 2 Diabetes münden.
Übergewicht bzw. Fettleibigkeit ist wesentlich an der Entwicklung des gefährlichen Metabolischen Syndroms beteiligt
Eine Studiengruppe mit Wissenschaftlern aus Kanada und China hat sich vor kurzem näher mit dem Thema befasst, wie das Fettgewebe von kleinen Kindern auf Übergewicht reagiert. Fett hat die Aufgabe, Energie zu speichern und bei Bedarf zu mobilisieren. Darüber hinaus ist das Fettgewebe aber auch ein sehr aktives Organ: Von den Fettzellen werden verschiedene Substanzen gebildet und in den Kreislauf abgegeben, die zahlreiche Körperfunktionen beeinflussen. Einige dieser Substanzen – zum Beispiel das Hormon Adiponektin und das Acylation-Stimulating-Protein (ASP) – spielen unter anderem eine wichtige Rolle im Zuckerstoffwechsel und beeinflussen die Höhe und die Zusammensetzung der Fette im Blut (Triglyzeride, LDL-Cholesterin und das gefäßschützende HDL-Cholesterin).
Adiponektin ist ein Eiweißhormon, dass ausschließlich von Fettzellen gebildet und abgegeben wird. Das Hormon erhöht die Insulinempfindlichkeit der Gewebe und ist damit auch an der Regulation des Zuckerstoffwechsels beteiligt. Niedrige Adiponektin-Spiegel weisen auf eine Insulinresistenz hin. Verschiedene Studien aus der jüngeren Vergangenheit zeigen, dass bei vielen der (meist insulinresistenten) Patienten mit einem Typ 2 Diabetes die Adiponektin-Spiegel im Blut erniedrigt sind. Untersuchungen mit Erwachsenen liefern außerdem Hinweise, dass niedrige Adiponektin-Werte auch mit einem erhöhten Risiko für Herz-Kreislaufereignisse wie zum Beispiel Herzinfarkt oder Schlaganfall verbunden sind. Das Acylation-Stimulating-Protein – abgekürzt ASP – fördert die Speicherung von Triglyzeriden im Fettgewebe und trägt so zu einer weiteren Zunahme von Übergewicht bei.
Die kanadisch-chinesische Studiengruppe hat bei 124 Kindern im Alter zwischen zwei und sechs Jahren untersucht, wie niedrig bzw. hoch die Adiponektin- und die ASP-Spiegel im Blut sind. Bei 60 Teilnehmern lag das Gewicht im Normalbereich, während 64 der kleinen Kinder übergewichtig waren. Das Ergebnis: Obwohl die Werte für LDL- und HDL-Cholesterin (noch) im Normalbereich lagen und auch bei den Triglyzeriden nur leicht erhöhte Werte gefunden wurden, zeigten die Kinder mit Übergewicht bereits deutlich niedrigere Adiponektin- und erhöhte ASP-Spiegel.
Das Fettgewebe produziert verschiedene Substanzen, die im Zucker- und Fettstoffwechsel eine wichtige Rolle spielen und die auch das Diabetes- und Herz-Kreislaufrisiko beeinflussen. Übergewicht führt offenbar schon bei sehr kleinen Kindern dazu, dass sich die Mengenverhältnisse dieser Fettgewebssubstanzen ungünstig verschieben. Untersuchungen zum Ausmaß der gesundheitsschädigenden Auswirkungen, die hieraus langfristig resultieren könnten, stehen bisher noch aus.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Cianflone K, Lu HL, Smith J et al. Adiponectin, Acylation Stimulating Protein and Complement C3 are altered in obesity in very young children. Clin Endocrinol 2005; 62: 567-572
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