Intensivierte Insulintherapie beim Typ 1 Diabetes reduziert das Auftreten kardiovaskulärer Erkrankungen – Langzeitergebnisse der DCCT
(04.01.2006) Die Diabetes Control and Complications Trial (DCCT), die in den Jahren 1983 bis 1993 in Nordamerika durchgeführt worden ist, hatte erstmals unzweifelhaft belegt, dass eine Verbesserung der Blutzuckereinstellung durch eine intensivierte Insulintherapie zu einer signifikanten Reduktion der mikrovaskulären Komplikationen Retinopathie, Nephropathie und Neuropathie führt. Dies war durch eine Senkung des HbA1c – Wertes von 9,1% in der konventionell behandelten Gruppe auf 7,4% in der intensiv behandelten Gruppe erreicht worden.
Günstige kardiovaskuläre Effekte zeigte die Nachfolge- studie der DCCT für die in- tensivierte Insulinbehandlung
In der EDIC-Studie wurden diese Patienten nachbeobachtet, jedoch nicht mehr unterschiedlich behandelt, so dass nun in beiden Gruppen ähnliche HbA1c-Werte vorliegen. Überraschenderweise zeigte sich, dass sich durch die intensivierte Insulintherapie im Rahmen der DCCT-Studie mit einer mittleren Dauer von 6,5 Jahren auch ein langfristig positiver Effekt auf das Risiko für mikrovaskuläre Komplikationen erreicht wurden. Dieses Phänomen wurde in Ermangelung einer guten medizinischen Erklärung als Stoffwechselgedächtnis bezeichnet.
Nun wurden die Langzeitergebnisse der DCCT bezüglich kardiovaskulärer Erkrankungen analysiert. Während der 17 Jahre der Nachbeobachtung traten bei Patienten, die im Rahmen der DCCT mit einer intensivierten Insulintherapie behandelt worden waren 46 Ereignisse (bei 31 Patienten) und bei den damals mit der konventionellen Insulintherapie behandelten Patienten 98 Ereignisse (bei 52 Patienten) auf. Damit reduzierte die intensivierte Insulintherapie das Risiko für kardiovaskuläre Ereignisse um 42% (p=0,02). Das Risiko für einen nicht tödlichen Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod aus kardiovaskulärer Ursache wurde um 57% reduziert (p=0,02). Die Reduktion des HbA1c während der DCCT korrelierte mit den meisten positiven Effekten auf das Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen. Mikroalbuminurie und Makroalbuminurie korrelierten zwar mit einem erhöhten Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen; der positive Effekt der intensivierten Insulintherapie blieb jedoch auch nach Adjustierung für diese Faktoren bestehen. Damit ist auch für den Typ 1 Diabetes unzweifelhaft klar, dass eine früh einsetzende intensivierte Insulintherapie mit einer besseren Blutzuckereinstellung nicht nur positive Auswirkungen auf mikrovaskuläre, sondern auch auf makrovaskuläre Endpunkte ausübt.
Es zeigt sich jedoch, dass die positiven Effekte einer besseren Blutzuckereinstellung auf die makrovaskulären Endpunkte erst deutlich später sichtbar werden, als die positiven Effekte auf mikrovaskuläre Endpunkte.
Prof. Dr. Werner A. Scherbaum, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Nathan D M et al. Diabetes Control and Complications Trial/Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (DCCT/EDIC) Study Research Group. Intensive diabetes treatment and cardiovascular disease in patients with type 1 diabetes. N Engl J Med 2005; 353(25):2707-2709
Originalarbeit EDIC: Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications Research Group. Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications (EDIC). Diabetes Care 1999; 22: 99-111 |