Versorgungsqualität und Komplikationen bei Typ 2 Diabetes im KORA-Survey 2000
(01.02.2006) Im Gegensatz zum Typ 1 Diabetes in Deutschland liegen aktuelle Daten zur medizinischen Versorgungssituation für den Typ 2 Diabetes aus repräsentativen Patientenstichproben nicht vor. Auf der Basis des KORA Survey 2000 (eine repräsentative Bevölkerungsstichprobe im Alter zwischen 25 und 74 Jahre in der Region Augsburg) hat das Deutsche Diabetes-Zentrum die Qualität der Versorgung von Personen mit Typ 2 Diabetes analysiert. Der Zusammenhang mit potenziellen Einflussfaktoren wie Diabetesdauer sowie sozialer Lage der Probanden wurde untersucht.
Rund zwei Drittel der Befragten im KORA-Survey kannten den Begriff HbA1c nicht Foto: DAK/Schläger57 % der Patienten hatten unbehandelt oder unter Pharmakotherapie einen erhöhten Blutdruck. Bei 43 % der Patienten lagen unbefriedigende Cholesterin-Werte vor. Nur 63 % der Patienten berichteten, dass im letzten Jahr Augenuntersuchungen durchgeführt wurden und nur von 38 % der Patienten wurden Fußkontrollen in den letzten 12 Monaten angegeben. Etwas weniger als die Hälfte hatte jemals an einer Diabetikerschulung teilgenommen. Erstaunlicherweise kannten 69 % der Patienten den Begriff HbA1c nicht. Dies betraf insbesondere Patienten, die keine Diabetesschulung bekommen hatten und solche mit niedrigem Sozialstatus. Das Ausmaß der bereits eingetretenen Spätschäden war relevant: 13 % der Patienten gaben eine vom Arzt diagnostizierte Retinopathie an, 5 % ein Fußulcus und 19 % eine Eiweißausscheidung im Urin. 2 Patienten (1 %) waren blind, ein Patient wurde dialysiert (0,7 %), und bei 5 % war eine Amputation erfolgt. 6 % der Patienten zeigten mindestens eins der Endstadien diabetischer Spätschäden. Der mittlere HbA1c-Wert war mit 7,2 % erstaunlich gut; er lag aber signifikant höher bei Patienten mit einer Diabetesdauer von über zehn Jahren.
Die Studie bestätigt frühere Daten, dass die Behandlung von Bluthochdruck und Fettstoffwechselstörungen bei Patienten mit Typ 2 Diabetes in Deutschland in hohem Maße unbefriedigend ist. Ärztliche Vorsorgeuntersuchungen auf diabetische Spätkomplikationen erfolgten ebenfalls nur unzureichend. Auffällig war der hohe Anteil von Probanden, die den Begriff „HbA1c“ nicht kannten, insbesondere bei sozial benachteiligten Patienten. Der Anteil von Patienten mit schweren Spätschäden war relevant. Die Blutzuckereinstellung, gemessen am HbA1c, war jedoch im Mittel besser als in früheren Studien an selektierten Patientenkollektiven.
PD Dr. med. Dr. P.H. Andrea Icks, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Deutsches Diabetes-Zentrum an der, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: A. Icks, W. Rathmann, B. Haastert, A. Mielck, R. Holle, H. Löwel, G. Giani, C. Meisinger für die KORA-Studiengruppe. Versorgungsqualität und Ausmaß von Komplikationen an einer bevölkerungsbezogenen Stichprobe von Typ-2-Diabetespatienten. Der KORA-Survey 2000. DMW 2006;131:73-78 http://www.thieme-connect.de/ejournals/abstract/dmw/doi/10.1055/s-2006-924927 |