Neuer Enzymhemmer zur Diabetestherapie wird in den USA geprüft
(07.04.2006) Die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA hat den Antrag zur Prüfung des neuen Diabetesmedikamentes Vildagliptin angenommen. Dies hat der Hersteller Novartis Ende März bekannt gegeben. Damit ist das Verfahren eröffnet, in dem begutachtet wird, ob der neue Wirkstoff zugelassen wird oder nicht.
Ob Vildagliptin die Reihe der Diabetesmedikamente erweitern kann, wird in den USA geprüft Foto: AOK/Jochen Tack
Vildagliptin ist eine Substanz, die einen neuen Therapieansatz zur Behandlung des Typ 2 Diabetes beschreiten will. Der Wirkstoff ist ein sogenannter DPP-4-Hemmer, mit vollem Namen Dipeptidyl-Peptidase-4-Hemmer. Sein Ziel ist es, bestimmte Hormone aus dem Darm, die Inkretine, zu erhöhen und so den Blutzucker zu senken. Eine ganze Klasse von neuen Medikamenten, die sich in der Entwicklung befinden, dreht sich um die Inkretine. Dies sind natürliche Hormone aus dem Darm, die beim Zuckerstoffwechsel und Sättigungsgefühl mitwirken. Nimmt man Nahrung zu sich, bringt die Darmschleimhaut Inkretine in Umlauf. Diese wirken dann an mehreren Stellen: Als Antwort auf die gegessene oder getrunkene Menge Kohlenhydrate kurbeln die Darmhormone die Bauchspeicheldrüse dabei an, Insulin auszuschütten. Gleichzeitig wird der Insulingegenspieler Glukagon unterdrückt, die Zuckerspeicherung in der Leber gebremst, sowie die Magenentleerung verlangsamt. Außerdem sinkt der Hunger.
Ein wichtiges Inkretin ist GLP-1, das Glukagon-like Peptide 1. Ähnlich wie das GLP-1 wirkt die neue Substanz Exenatide (wir berichteten), die in den USA bereits zugelassen ist. Exenatide muss allerdings wie Insulin unter die Haut gespritzt werden. Vildagliptin kann einmal täglich als Tablette eingenommen werden. Es bewirkt indirekt eine Steigerung von GLP-1, weil es dessen Abbau drosselt. Denn das Enzym Dipeptidyl-Peptidase-4 inaktiviert GLP-1 minutenschnell. Stoppt man das Abbauenzym, steigt der GLP-1-Spiegel, wenn Glukose zu sich genommen wird und es wird vermehrt Insulin freigesetzt. Das Risiko einer Unterzuckerung besteht bei diese Strategie nicht.
Wie die Zulassungsbehörde FDA den neuen Wirkstoff anhand der vorliegenden Studienergebnisse beurteilt, wird binnen der kommenden zehn Monate mitgeteilt. Ein ähnlicher Wirkstoff der Firma Merck, das Sitagliptin, wurde vor Mitte Februar ebenfalls von der FDA zur Prüfung angenommen.
Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Pressemitteilung Novartis vom 30. März 2006 |