Bewusste Ernährung verspricht jüngere Herzen
(10.04.2006) Wer sich kalorienarm ernährt und auf nahrhafte Kost achtet, hält auch sein Herz jung und gesund. Dies bestätigt eine aktuelle Studie der Washington University School of Medicine in St. Louis, USA. Wissenschaftler um Luigi Fontana haben hier 25 Mitglieder der Caloric Restriction Society, untersucht und mit gleichaltrigen Kontrollpersonen aus der US-amerikanischen „Normalbevölkerung“ verglichen. Teilnehmer der Caloric Restriction Society, haben sich einer kalorienarmen, aber ausgewogenen und gesunden Vollwert-Ernährung verschrieben. Das erstaunliche Ergebnis: Eine kalorienarme, aber nährstoffreiche und ausgewogene Kost bremst die alterungsbedingte Verschlechterung der Herzfunktion.
Eine Portionen Seefisch pro Woche sollte zu einer ausgewogenen Ernährung gehören Foto: DAK Die 25 Testpersonen der Diät-Gruppe waren zwischen 41 und 65 Jahre alt. Sie hatten sich über durchschnittlich sechs Jahre konsequent an eine Ernährung mit 1.400 bis 2.000 Kalorien pro Tag gehalten. Trotz der geringen Kalorienzahl wurde dabei auf eine optimale Nährstoffzufuhr geachtet mit viel Gemüse, Früchten, Vollkorn, Olivenöl und Fisch. Zum Vergleich: Bei der typischen westlichen Ernährungsweise werden heute etwa 2.000 bis 3.000 Kalorien täglich aufgenommen. Darunter sind oft viele sogenannte „leere“ Kalorien, das heißt Lebensmittel mit wenig Nährwert (z. B. viele Fertiggerichte, Soft-Drinks, Weißbrot, Süßigkeiten, Alkohol u. ä.).
Fontana und sein Team führten bei den Teilnehmern der Diät-Gruppe und bei gleichaltrigen Kontrollpersonen Ultraschalluntersuchungen des Herzens durch. Dabei stand die sogenannte diastolische Herzfunktion im Mittelpunkt: Bevor der Herzmuskel Blut in den Körperkreislauf pumpen kann, muss sich das Herz zunächst mit ausreichend Blut füllen. Dies geschieht in der Zeit zwischen den Herzschlägen, der sogenannten Diastole (= Entspannungs- und Füllungsphase des Herzens). Beim normalen Alterungsprozess verringert sich die diastolische Herzfunktion: Das Herzmuskelgewebe erschlafft in der Füllungsphase nicht mehr gut genug und das Füllungsvolumen nimmt ab. Irgendwann ist das Herz dann nicht mehr in der Lage, die Organe und Gewebe mit genügend Blut und Sauerstoff zu versorgen – es kommt zur Herzinsuffizienz, einer Herzschwäche.
Die Ultraschalluntersuchung zeigt, dass die Herzfüllung bei den Versuchspersonen mit der kalorienreduzierten, nährstoffreichen Kost deutlich besser funktionierte als bei gleichaltrigen Altersgenossen mit typischer westlicher Ernährung. „Die bewusste Ernährung der Diät-Teilnehmer hatte in der vorliegenden Untersuchung einen Verjüngungseffekt auf die diastolische Herzfunktion um etwa 15 Jahre“, kommentierte Fontana die Ergebnisse. Auch bei anderen Einflussfaktoren auf das Herz-Kreislaufrisiko wie Fettwerte, Blutdruck und Entzündungsmarker fanden sich deutlich bessere Werte. Und das, obwohl die meisten Teilnehmer der Diät-Gruppe erblich negativ vorbelastet waren: Viele hatten Eltern, Großeltern oder Zwillingsgeschwister mit einem Herzinfarkt oder Schlaganfall in der Familie.
Eine bewusste, ausgewogene Ernährung mit wenig Kalorien schützt das Herz vor frühzeitiger Alterung. Allerdings wäre es falsch verstanden, die aufgenommene Kalorienzahl einfach nur zu halbieren und sich mit „leeren“ Kalorien aus einem halben Hamburger oder einer halben Portion Pommes zu begnügen. Auch der Nährwert des Essens spielt eine große Rolle: Gefragt ist Qualität statt Masse.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Meyer TE, Kovacs SJ, Ehsani AA et al. Long-term caloric restriction ameliorates the decline in diastolic function in humans. JACC 2006; 47: 398-402 |