Übergewicht und Diabetes begünstigen Vergrößerung der Prostata
(04.09.2006) Die benigne Prostatahyperplasie (BHP) ist die häufigste urologische Erkrankung des Mannes. Mehr als die Hälfte aller über 60-Jährigen sind betroffen: Es kommt zu gutartigen, knotigen Vergrößerungen der Innendrüse der Prostata (Vorsteherdrüse), die zu mehr oder weniger ausgeprägten Beschwerden führen. In einer Studie von Wissenschaftlern der University of California in San Diego, USA, wurde die vergrößerte Prostata besonders oft bei Männern mit Übergewicht und/oder bei Vorliegen einer Diabeteserkrankung beobachtet.
Foto: DAK/van den Berg
Das gutartige Wachstum der Vorsteherdrüse ist ein Prozess, der bei den meisten Männern bereits ab etwa dem 45. Lebensjahr beginnt. Im Gegensatz zum Prostatakrebs findet die gutartige Vergrößerung der Drüse vorwiegend im inneren Bereich der Prostata statt, in unmittelbarer Nähe zur Harnröhre. Durch diese enge „Nachbarschaft“ können mit zunehmendem Alter und fortschreitender Prostatahyperplasie unterschiedlich stark ausgeprägte Beschwerden auftreten, die auf einer Einengung der Harnröhre und einer Behinderung beim Harnabfluss beruhen. Typische Probleme sind
- eine verzögerte Blasenentleerung: „Startschwierigkeiten“ beim Wasserlassen, abgeschwächter Harnstrahl, das Wasserlassen dauert länger und erfolgt unvollständig (häufig bleibt ein „Restharngefühl“), Nachtropfen von Harn nach dem Wasserlassen und
- ein vermehrter Harndrang (vor allem auch nachts).
Die Ursachen der benignen Prostatahyperplasie sind nach wie vor nur unvollständig geklärt. Es wird angenommen, dass vor allem altersbedingte Veränderungen bei den männlichen Sexualhormonen für das knotige Wachstum in der Vorsteherdrüse mit verantwortlich sind.
Die Wissenschaftler um den Urologen J. Kellogg Parsons untersuchten im Rahmen der „Baltimore Longitudinal Study of Aging“ 422 Männer zwischen 27 und 84 Jahren. Bei allen Teilnehmern wurde das Gewicht, der Body Mass Index (BMI), der Blutzuckerspiegel und das Vorliegen einer Diabeteserkrankung dokumentiert. Zusätzlich unterzogen sich die Männer einer Kernspintomographie, um das Volumen der Vorsteherdrüse zu bestimmen: Bei insgesamt 91 Personen (21,6 %) zeigte sich dabei eine vergrößerte Prostata (Volumen >/= 40 cm3).
Im Vergleich zu ihren normalgewichtigen Altersgenossen (BMI < 25 kg/m2) waren übergewichtige Männer (BMI 25-29,9 kg/m2) um mehr als 40 Prozent häufiger von der Prostatahyperplasie betroffen. Stark fettleibige Teilnehmer (BMI >/= 35 kg/m2) hatten sogar ein um mehr als 350 Prozent erhöhtes Risiko für die BHP. Auch bei erhöhten Blutzuckerspiegeln (> 110 mg/dl) wurde ein Anstieg des BHP-Risikos um fast 300 Prozent beobachtet. Das Vorliegen einer Diabeteserkrankung (gut und weniger gut eingestellte Patienten waren zusammengefasst) erhöhte die Wahrscheinlichkeit einer gutartigen Vergrößerung der Prostata um durchschnittlich 225 Prozent.
Die Wissenschaftler schließen aus ihren Ergebnissen, dass Übergewicht, überhöhte Blutzuckerspiegel und eine Diabeteserkrankung Risikofaktoren für die benigne Prostatahyperplasie sind.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Parsons JK, Carter HB, Partin AW et al. Metabolic factors associated with benign prostatic hyperplasia. J Clin Endocrinol Metab 2006; 91: 2562-8
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