Gefährliche Mitternachtssnacks
(14.09.2006) Wer kennt sie nicht, die kleinen Heißhunger-Attacken am Abend? Vielleicht gehören Sie auch zu den Menschen, die mitten in der Nacht für kleine oder größere Snacks aufstehen? Dieses Essverhalten ist häufig psychologisch bedingt und wird durch starke Emotionen wie Traurigkeit, Stress, Angst oder Frustration ausgelöst. Bei Diabetikern führt dieses Essverhalten nicht nur zu einer unerwünschten Gewichtszunahme sondern auch zu massiven Störungen des Stoffwechsels und den daraus resultierenden, gefürchteten Spätkomplikationen.
Foto: DAK/Wigger
In dieser Studie wurden insgesamt 714 Typ 1- sowie Typ 2 Diabetiker untersucht. Erstaunlicherweise wurden 25 Prozent der gesamten Nahrungsmenge zu nächtlichen Zeiten konsumiert. Bei insgesamt 9,7 Prozent der untersuchten Diabetiker wurde ein solches Essverhalten diagnostiziert. Hinzu kam eine Vernachlässigung der Diät und sportlichen Aktivitäten, eine schlechte Zuckerkontrolle und eine höhere Wahrscheinlichkeit des Auftretens von Depressionen sowie Essattacken als direkte Antwort auf Ärger, Trauer, Wut und Einsamkeit.
Verglichen mit Diabetikern, die einer geregelten Nahrungsaufnahme folgten, hatten die Mitternachtssnacker häufiger Probleme mit dem Übergewicht, höhere HbA1c-Werte sowie zwei oder diabetische Komplikationen.
Solche Mitternachtssnacks oder nächtliche Mahlzeiten sind demnach nicht nur als schlechte Angewohnheit zu betrachten und zu verharmlosen. Ein selbst auferlegtes Verbot ist kaum wirksam, wenn nicht gleichzeitig auch die Auslöser für ein solches Fehlverhalten gefunden und therapiert werden. Eine psychotherapeutische Hilfestellung sowie das Erlernen von Methoden zur Stressbewältigung bekämpfen die Ursachen, bevor dieses Fehlverhalten gesundheitliche Spuren hinterlässt. Wer eine solche Hilfestellung in Anspruch nimmt, tut nicht nur seinem Körper sondern auch der Seele Gutes.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Morse et al. Isn´t This Just Bedtime Snacking? Diabetes Care 29: 1800 – 1804, 2006. |