Auf die Füße aufpassen - und den Sommer genießen!
(21.07.2006) Endlich ist der Sommer da, alle Winterschuhe sind weggepackt und die Füße können auch wieder an die frische Luft. Sei es in hübschen, leichten Schuhen oder auch barfuß. Barfußlaufen wird empfohlen und ist gut für die Füße. Im Garten, am Strand oder auf weichem Waldboden macht Barfußlaufen zudem Spaß und ist die reinste Massage für die Füße. Darüber hinaus härtet es die Füße ab und beugt Schweißfüßen vor.
Diabetische Füße brauchen besondere Pflege Foto: DDZ
Jedoch ist Barfußlaufen nicht nur vorteilhaft. Insbesondere Diabetiker mit Neuropathie sollten am besten generell auf das Barfußlaufen verzichten. Denn bereits kleinste Verletzungen können der Anfang von schwerwiegenden Fußproblemen sein, im schlimmsten Fall des diabetischen Fußsyndroms. Wenn der Diabetes schon lange besteht und schlecht eingestellt ist, sind die Blutgefäße und die feinen Nerven von Unterschenkel und Füßen oft bereits geschädigt.
Zahlreiche Störungen geben Anzeichen für Nerven- und Durchblutungsstörungen:
Nervenstörungen |
Durchblutungsstörungen |
Kältegefühl |
Kalte Füße |
Kribbeln |
Wadenschmerzen beim Gehen |
Taubheitsgefühl |
Besserung durch Stehenbleiben |
Ameisenlaufen |
Blasse oder bläuliche Haut |
Schmerzen in Ruhe, speziell nachts |
Dünne, trockene, pergamentartige Haut |
Wadenkrämpfe in Ruhe |
Schmerzhafte Zehenrötung |
Besserung durch Gehen |
Schmerzhafte Wunden |
Trockene, rissige Haut |
Fehlende Fußpulse |
Hornhautschwielen |
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Abgeschwächtes Temperatur- und Schmerzempfinden |
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Schwellung |
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Schmerzlose Wunden |
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Vom Arzt gut tastbare Fußpulse |
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Tabelle aus: Das große TRIAS-Handbuch für Diabetiker, 2001
Diabetikerfüße sind dann besonders gefährdet, weil wegen der beeinträchtigen Nerven häufig der warnende Schmerz fehlt, wenn es zu kleinen, aber auch größeren Verletzungen kommt. Werden die betroffenen Stellen nicht behandelt, steigt die Infektionsgefahr. Die Folge ist ein Absterben von Körpergewebe, was im schlimmsten Fall bis zur Amputation von Zehen und Füßen führen kann. Kommen obendrein noch Durchblutungsstörungen der Füße durch verengte oder verschlossene Gefäße hinzu, heilen Wunden wesentlich langsamer.
Fußverletzungen vorzubeugen und die richtige Fußpflege spielen daher eine wichtige Rolle bei der Gesundheiterhaltung diabetischer Füße.
So können Sie Ihre Füße schützen
Ratschläge von Gerd Friese, Oberarzt der Klinischen Fußversorgung im Deutschen Diabetes-Zentrum Düsseldorf und Initiator des bundesweit einmaligen Projekts „Prophylaxe am Fuß des Diabetikers“ des Deutschen Diabetiker Bundes. Das Deutsche Diabetes-Zentrum DDZ und die Klinik für Endokrinologie und Diabetologie des Universitätsklinikums Düsseldorf sind mit ihren Fußzentren Kooperationspartner dieses Projekts.
- Vermeiden Sie barfuß laufen. Es besteht die Gefahr von Verletzungen mit nachfolgender Infektion. Patienten mit nachgewiesenen Nerven- und Durchblutungsstörungen sollten grundsätzlich auf Barfußlaufen verzichten
- Lassen Sie andere Fußerkrankungen wie z. B. Fußpilz rechtzeitig behandeln
- Tragen Sie nie zu enge Socken oder Strümpfe; bevorzugen Sie Socken und Strümpfe mit hohem Naturfasergehalt und wechseln Sie sie täglich
- Tragen Sie bequeme und nicht zu enge Schuhen; neue Schuhe sollten zunächst nur stundenweise getragen werden
- Bevorzugen Sie weiches Schuhmaterial, vorwiegend aus Leder. Achten Sie auf Nähte im Schuhinnern
- Nehmen Sie sich für die Auswahl von Sportschuhen ausreichend Zeit, denn bei sportlicher Betätigung werden die Füße stärker belastet
- Bei Fußdeformierungen helfen Einlagen oder orthopädische Schuhe
- Regelmäßige Fußgymnastik entspannt die Füße und fördert die Durchblutung
- Vermeiden Sie zu heiße Fußbäder und auch zu intensive Sonnenbäder
- Informieren Sie Ihren Fußpfleger über die Diabeteserkrankung
- Lassen Sie Ihre Füße regelmäßig von Ihrem Arzt untersuchen
Tipps zur richtigen und wichtigen Fußpflege diabetischer Füße
- Tägliche Fußkontrollen, um Veränderungen sofort festzustellen. Ein Fußspiegel kann bei der Untersuchung helfen
- Die Füße täglich mit lauwarmen Wasser (zwischen 30 und 35 Grad) nicht länger als 3 bis 5 Minuten mit milder, rückfettender Seite (ohne Zusätze) waschen
- Die Füße gut trocknen, besonders zwischen den Zehen, möglichst weiche
Handtücher verwenden, um Verletzungen der Haut durch das Trockenreiben zu vermeiden
- Sehr trockene Haut an den Füßen ein- bis zweimal täglich mit Creme oder
Pflegeschaum (ggf. Harnstoffzusatz) einreiben. Dabei keine Creme in die Zehenzwischenräume oder auf wunde Stelle auftragen
- Verzichten Sie auf spitze Scheren, Hornhauthobel und Rasierklingen wie auch auf Hühneraugenpflaster, -salben oder -tinkturen zum Schutz vor Verletzungen und Infektionen
- Fußnägel sollen mit einem Nagelknipser abgeknipst werden und dann mit stumpfer Feile gerade gefeilt und die Ecken etwas abgerundet werden. Die Zehennägel soweit kürzen, dass sie mit dem Zehenrand abschließen
- Dünne Hornhaut vorsichtig mit einem Bimstein entfernen
- Hornhautschwielen, Hühneraugen oder eingewachsene Nägel sollen nur von diabetologisch geschulten Fußpflegern behandelt werden
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Ingrid Bollmann, Kirsten Lindloff, Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
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