Orale Therapie mit Alpha-Liponsäure verbessert bei Menschen mit Diabetes die neuropathischen Symptome und Befunde
(06.12.2006) Taubheitsgefühl, Brennen und Schmerzen sind belastende Symptome einer diabetischen Neuropathie, unter denen bis zu einem Viertel aller Menschen mit Diabetes leiden. Chronisch erhöhter Blutzucker verursacht Nervenschäden, welche die Lebensqualität stark beeinträchtigen. Die orale Gabe des Antioxidanz Alpha-Liponsäure verbesserte die neuropathischen Symptome und Defizite bei diabetischer Neuropathie, wie eine aktuelle, in Diabetes Care veröffentlichte Studie ergab.
Mit der Stimmgabel lässt sich das bei der diabetischen Neuropathie verminderte Vibrationsempfinden prüfen Foto: DDZ
Die für ihre antioxidative Wirkung bekannte Alpha-Liponsäure verbessert im Tierversuch unter anderem die Nervenleitgeschwindigkeit und die Nervendurchblutung. Alpha-Liponsäure ist ein Therapieansatz, der einem Entstehungsmechanismus der diabetischen Neuropathie entgegenwirkt. Eine umfangreiche Metaanalyse zum Nutzen von Alpha-Liponsäure mit Daten von über 1.200 Patienten ergab im Jahr 2004 einen signifikanten Rückgang der neuropathischen Symptome wie Schmerzen, Taubheit und Kribbelgefühle nach dreiwöchiger Infusionsbehandlung mit 600 mg Alpha-Liponsäure täglich. Zu den vier randomisierten placebokontrollierten klinischen Studien, die hierbei ausgewertet wurden, gehörte auch die Studie Symptomatic Diabetic Neuropathy (SYDNEY). Der Einsatz von Alpha-Liponsäure nicht als Infusion verabreicht, sondern als Tabletten war bislang noch nicht hinreichend untersucht. Die SYDNEY-2-Studie konnte nun zeigen, dass auch die orale Therapie, sprich Gabe von Alpha-Liponsäure in Tablettenform mit 600-1800 mg über 6 Wochen ebenfalls effektiv ist.
Professor Dan Ziegler vom Deutschen Diabetes-Zentrum und Kollegen untersuchten in einer Multicenter-Studie bei 181 Patienten mit symptomatischer Polyneuropathie die therapeutische Wirksamkeit und Sicherheit der Alpha-Liponsäure als Tabletten, wobei sie drei verschiedene Wirkstoffdosierungen mit Placebo verglichen. Nach einer einwöchigen Placebo-Gabe nahmen die Studienteilnehmer einmal täglich 600 mg, 1.200 mg, 1.600 mg Alpha-Liponsäure oder Placebo ein über 5 Wochen. . Gemessen wurden die neuropathischen Beschwerden wie stechende oder brennende Schmerzen, Parästhesien (Kribbeln) oder Taubheitsgefühl mittels des Total Symptom Scores (TSS). Außerdem wurde erfasst, inwieweit sich die individuellen Symptome und der Befund bei der klinisch-neurologischen Untersuchung verändern.
Das durchschnittliche Ausmaß aller Beschwerden verbesserte sich nach fünfwöchiger Behandlung signifikant in allen drei Wirkstoffgruppen und auch speziell bei brennenden und stechenden Schmerzen. Die Symptome besserten sich unter der höchsten Dosierung (1.800 mg Alpha-Liponsäure) schon binnen einer Woche, unter den beiden niedrigeren Dosierungen (600 und 1.200 mg) nach zwei Wochen. Die durchschnittliche Symptomabnahme war für alle drei Dosierungen ähnlich. Die Prozentzahl der Patienten mit einer Rückbildung der Symptome um mindestens 50 % nach 5 Wochen betrug unter 600-1800 mg/Tag 50-62 % im Vergleich zu 26 % unter Placebo. Unter Wirkstoffeinnahme kam es verglichen mit Placebo insbesondere unter 1200 und 1800 mg/Tag zu mehr Übelkeit, Erbrechen und Schwindel. Da sich die positiven Auswirkungen in den drei Dosierungen nicht unterscheiden und die niedrigste Dosis mit einmal täglich 600 mg Alpha-Liponsäure oral gut verträglich ist, erscheint diese Dosis in den meisten Fällen ausreichend. Ob der hier nachgewiesene positive Kurzzeiteffekt auf neuropathische Symptome und Defizite auch positive Auswirkungen auf das Fortschreiten der diabetischen Neuropathie haben könnte, wird in weiteren Studien untersucht.
Kirsten Lindloff, Prof. Dan Ziegler; Deutsche Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Ziegler D, Ametov A, Barinov A et al. Oral treatment with alpha-lipoic acid improves symptomatic diabetic polyneuropathy: the SYDNEY 2 trial. Diabetes Care 2006; 29: 2365-2370 |