Die Höhe des Blutzuckers beeinflusst das Krebsrisiko
(18.06.2007) Bereits seit längerem ist bekannt, dass Diabetes und Übergewicht mit einem erhöhten Risiko für verschiedene Krebsarten einhergehen. Studien zeigen, dass Typ 2 Diabetiker zum Beispiel häufiger an bösartigen Leber-, Bauchspeicheldrüsen- und Dickdarmgeschwüren erkranken. Wissenschaftler aus Skandinavien haben diesen Zusammenhang jetzt bestätigt und sogar erweitert: Höhere Blutzuckerwerte gehen auch bei Nicht-Diabetikern mit einem gesteigerten Krebsrisiko einher – dies gilt vor allem für Frauen.
Das Studienteam um Par Stattin aus der Universität Umea in Schweden wertete die Daten einer großen Studie aus, an der ab Mitte der 80er Jahre 31.304 Männer und 33.293 Frauen teilgenommen hatten. Die Beobachtungsdauer umfasste einen Zeitraum von rund 13 Jahren. In dieser Zeit wurden 2.478 Krebsfälle diagnostiziert.
In der Gruppe der Frauen stieg das Gesamt-Krebsrisiko, das alle Krebsfälle umfasst, mit der Höhe der Nüchtern- und der mahlzeitenbezogenen (= postprandialen) Blutzuckerwerte an. Dieser Zusammenhang war statistisch signifikant und unabhängig davon, ob gleichzeitig Übergewicht vorlag. Insgesamt erhöhte sich das Krebsrisiko bei den Frauen mit den höchsten Blutzuckerwerten im Vergleich zur Gruppe mit den niedrigsten Werten um rund 26 Prozent.
Im Gegensatz zu den Frauen konnte bei den Männern kein eindeutiger Zusammenhang zwischen dem Gesamt-Krebsrisiko und der Höhe der BZ-Werte festgestellt werden. Wurden nur bestimmte bösartige Tumore einbezogen, veränderte sich das Ergebnis allerdings auch hier: Krebsarten wie Bauchspeicheldrüsenkrebs, Krebs der ableitenden Harnwege und Hautkrebs waren in der Gruppe der Männer ebenfalls statistisch signifikant mit erhöhten Nüchternblutzuckerwerten verknüpft.
Das Fazit der Wissenschaftler: Höhere Blutzuckerwerte gehen mit einem Anstieg des Krebsrisikos einher – auch wenn noch kein Diabetes vorliegt und unabhängig von einem bestehenden Übergewicht. Dies gilt in der Gruppe der Frauen für alle Krebsarten und bei den Männern für bestimmte bösartige Tumore. Die Autoren weisen in diesem Zusammenhang noch einmal auf die (überlebens-)wichtige Bedeutung des persönlichen Lifestyles hin: Mit einer ausgewogenen, gesunden Ernährung und ausreichend körperlicher Aktivität kann man erhöhten Blutzuckerwerten vorbeugen, seine Gefäße und das Herz schützen – und das eigene Krebsrisiko senken.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Stattin P, Björ O, Ferrari P et al. Prospective study of hyperglycemia and cancer risk. Diabetes Care 2007; 30: 561-567 |