Diabetes und Rauchen während der Schwangerschaft
(03.09.2007) Es ist hinreichend erforscht und mit vielen Daten belegt, dass sowohl Rauchen als auch Diabetes Risikofaktoren für Schwangerschaftskomplikationen und Erkrankungen des Neugeborenen darstellen. Zur Häufigkeit des Rauchens bei werdenden Müttern und Vätern mit Typ 1 Diabetes sowie bei Frauen mit Gestationsdiabetes gibt es allerdings in Deutschland bisher kaum Daten.
Foto: DAK/Wigger
Wissenschaftler vom Institut für Diabetesforschung in München haben nun das Rauchverhalten bei Männern und Frauen mit Typ 1 Diabetes oder Gestationsdiabetes in einem großen repräsentativen Kollektiv mit dem von gesunden Männern und Frauen verglichen. Untersucht wurden Elternpaare mit mindestens einem diabetischen Elternteil, die in den Jahren 1989 bis 2005 ein Kind bekommen hatten und an einer der prospekiven Verlaufsstudien BABYDIAB (seit 1989) oder BABYDIÄT (seit 2000) teilgenommen hatten. Von den 2498 Elternpaaren hatten 1439 Schwangere und 1010 Männer Typ 1 Diabetes, 308 Gestationsdiabetes, 1059 Schwangere und 1488 werdende Väter hatten keinen Typ 1 Diabetes.
Die Frage nach dem Rauchverhalten während der Schwangerschaft wurde mittels eines Fragebogens zum Zeitpunkt der Geburt als Ja/Nein-Frage gestellt. Eine Differenzierung nach der Anzahl Zigaretten pro Tag erfolgte nicht. Es wurde auch nicht danach gefragt, ob das Rauchen während der Schwangerschaft eingestellt wurde. Erfragt wurden das Geburtsgewicht des Kindes, die Schwangerschaftsdauer und der HbA1c-Wert des diabetischen Elternteils.
Dies sind die wichtigsten Ergebnisse der Studie:
- Schwangere mit Typ 1 Diabetes oder Gestationsdiabetes rauchen signifikant häufiger als Schwangere ohne Diabetes (13,2 % und 15,2 % vs. 8,7 %)
- Unterteilt man alle Schwangere nach ihrem Alter in drei Gruppen (weniger als 20 Jahre alt, 20 bis 30 Jahre alt, über 30 Jahre alt), so rauchen jüngere Frauen häufiger als ältere (35,7 % vs. 12,9 % vs. 11,7 %)
- Schwangere mit Typ 1 Diabetes, die rauchen, haben im Durchschnitt einen höheren HbA1c-Wert als schwangere Frauen mit Typ 1 Diabetes, die nicht rauchen (6,1 % vs. 5,7 %)
- Kinder von Raucherinnen mit Typ 1 Diabetes haben ein signifikant niedrigeres Geburtsgewicht als Kinder von Nichtraucherinnen (nach Korrektur für Schwangerschaftsdauer). Dieser Effekt ist unabhängig vom HbA1c und vom Alter der Mutter bei Geburt
- Werdende Väter rauchen zirka dreimal so häufig wie Schwangere (31,6 % vs. 11,3 %). Dabei gibt es keinen signifikanten Unterschied zwischen Männern mit Diabetes und Männern ohne Diabetes
- Kinder passivrauchender Mütter weisen ein vergleichbares Geburtsgewicht auf wie Kinder von Müttern ohne rauchenden Partner
- Zuletzt die gute Nachricht: Sowohl bei Schwangeren als auch bei werdenden Vätern insgesamt hat das Rauchen während der Schwangerschaft in den Jahren von 1989 bis 2005 stark abgenommen (bei Frauen von 17,5 % auf 8,9 % und bei Männern von 38,0% auf 24,7 %)
Fazit: Obwohl Frauen mit Typ 1 Diabetes und Gestationsdiabetes bereits ein erhöhtes Gesundheitsrisiko haben, rauchen diabetische Frauen in der Schwangerschaft nahezu doppelt so häufig wie Frauen ohne Diabetes. Präventions- und Interventionsmassnahmen bezüglich des Rauchverhaltens sind deshalb bei Frauen mit Typ 1 Diabetes und Gestationsdiabetes dringend notwendig.
Dr. med. Heinz Nagel, freier Mitarbeiter von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Hummel M, Baumgarten A, Hummel S, et al. Rauchverhalten während der Schwangerschaft bei Frauen mit Typ-1-Diabetes oder Gestationsdiabetes. Dtsch Med Wochenschr 2007; 132:1153-1158 |