Zahnfleischentzündungen erhöhen das Risiko für eine Nierenerkrankung
(21.09.2007) Typ 2 Diabetiker mit einer unbehandelten Parodontitis – d. h. mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates – entwickeln häufiger eine schwere Nierenerkrankung als Diabetiker mit gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie aus den USA. Typ 2 Diabetiker mit einer unbehandelten Parodontitis – d. h. mit einer Entzündung des Zahnhalteapparates – entwickeln häufiger eine schwere Nierenerkrankung als Diabetiker mit gesunden Zähnen und gesundem Zahnfleisch. Zu diesem Ergebnis kommt eine Langzeitstudie aus den USA.
Quelle: TKK Kind bei der Zahnpflege
Die Parodontitis oder Parodontose ist ein häufiger Befund beim Diabetes. Eine gute Mundhygiene und der regelmäßige Besuch beim Zahnarzt sind deshalb in dieser Patientengruppe besonders wichtig. In den letzten Jahren wird verstärkt über einen direkten Zusammenhang zwischen der Parodontose bei Diabetikern und dem gehäuften Auftreten von Herz-Kreislauferkrankungen diskutiert. In verschiedenen Studien gingen ausgeprägte und wiederkehrende Zahnfleischentzündungen mit einer höheren Rate an Herzgefäßerkrankungen einher. Umgekehrt gibt es Hinweise, dass eine intensive Parodontosebehandlung – oder besser noch das Vermeiden von Zahnfleischproblemen durch eine gute Mundhygiene – möglicherweise das Herzkreislaufrisiko senken kann. In einer aktuellen Studie aus den USA sind Wissenschaftler der Frage nachgegangen, ob die Parodontitis auch das Risiko für Nierenerkrankungen beeinflusst. Die diabetische Nephropathie, die bis zur Dialysepflicht und zum Nierenversagen führen kann, ist eine häufige Folgeerkrankung bei einem unzureichend eingestellten Diabetes und eng mit dem Auftreten von Herzkreislauferkrankungen verknüpft.
In die Untersuchung wurden 529 Typ 2 Diabetiker aus dem US-Bundesstaat Arizona eingeschlossen und über einen Zeitraum von bis zu 22 Jahren beobachtet. Bei Studieneinschluss waren alle Teilnehmer mindestens 25 Jahre alt und wiesen noch keine Anzeichen für eine Nierenerkrankung auf (GFR > 60 ml/min/1,73 m2, keine Makroalbuminurie). 20 Prozent der Typ 2 Diabetiker waren zu Beginn der Studie nicht oder nur ganz leicht von einer Parodontitis betroffen, 38 Prozent wiesen mäßig ausgeprägte Entzündungen am Zahnfleisch auf, 22 Prozent hatten eine schwere Parodontitis und die restlichen 20 Prozent waren Gebissträger.
Zum Ende der Beobachtungszeit wurde bei 193 Patienten eine Makroalbuminurie (= stärkere Eiweißausscheidung im Urin als Hinweis auf eine fortgeschrittene Nierenschädigung) und bei 68 Teilnehmern eine schwere Nierenerkrankung mit drohendem Nierenversagen dokumentiert. Nachdem die Wissenschaftler andere mögliche Einflussfaktoren wie Alter, Geschlecht, Diabetesdauer, Body Mass Index und Rauchen aus den Ergebnissen herausgerechnet hatten, zeigte sich ein deutlicher Zusammenhang zwischen dem Vorliegen einer Parodontitis zu Studienbeginn und der Entwicklung einer Nierenerkrankung in den Folgejahren: Typ 2 Diabetiker mit Entzündungen des Zahnhalteapparates waren im Durchschnitt zweimal häufiger von Nierenschäden betroffen als Diabetiker mit gesunden Zähnen und Zahnfleisch. Insgesamt lag das Risiko für spätere Nierenschäden umso höher, je ausgeprägter die Parodontitis zu Studienbeginn war.
Das FAZIT der Autoren: Entzündungen im Mundraum können einen Einfluss auf den gesamten Körper haben. So ist bei Typ 2 Diabetikern mit Parodontitis das Risiko für Herz-Kreislauferkrankungen und für Nierenschäden erhöht. Ob umgekehrt eine bessere Mundhygiene und die rechtzeitige Behandlung der Parodontitis das Risiko für eine spätere Nierenerkrankung senkt, muss in weiteren Studien geklärt werden.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Shultis WA, Weil EJ, Looker HC et al. Effect of periodontitis on overt nephropathy and end-stage renal disease in type 2 diabetes. Diabetes Care 2007; 30: 306-311 |