Typ 1 Diabetes durch zu frühes Abstillen?
(08.03.2004) Das Forscherteam um Frau Professor Anette-Gabriele Ziegler vom Institut für Diabetesforschung in München machte kürzlich die Beobachtung, dass eine zu frühe Getreidegabe bei Kindern von Vätern oder Müttern mit Typ 1 Diabetes zu einem deutlich erhöhtem Risiko führt, Diabetes-assoziierte Inselantikörper und Typ 1 Diabetes zu entwickeln.
Foto: TKK
Im Rahmen der BABYDIAB-Studie wurde untersucht, ob bei Kindern von Eltern mit Typ 1 Diabetes ein Zusammenhang zwischen dem Auftreten von Antikörpern gegen Inselzellen und der Stilldauer, der erstmaligen Gabe von Säuglingsmilchnahrung, der erstmaligen Gabe von Beikost und von glutenhaltiger Beikost (u.a. Brot, Zwieback, Müsli, Nudeln, Mehlprodukte) besteht.
Antikörper gegen Inselzellen gehen der klinischen Erkrankung des Typ 1 Diabetes voraus und entstehen oft schon im ersten Lebensjahr. Deshalb vermutet man, dass Umweltfaktoren, die im ersten Lebensjahr einwirken, wie z.B. frühe Ernährungsfaktoren, eine wichtige Rolle bei der Entstehung der "Insel-Autoimmunität" spielen.
In der BABYDIAB-Studie wurden seit 1989 über 1600 Kinder von Eltern mit Typ 1 Diabetes bei Geburt und im Alter von 9 Monaten, 2, 5, und 8 Jahren untersucht. Blutproben wurden gesammelt und auf Inselantikörper getestet und Fragebogenerhebungen und Interviews zur Erfassung der Stilldauer und der Ernährungsgewohnheiten während des ersten Lebensjahres durchgeführt.
Es stellte sich heraus, dass Kinder, die vor dem 4. Lebensmonat glutenhaltige Beikost gefüttert bekamen, ein 5-fach höheres Risiko hatten, bereits im Kleinkindesalter Antikörper gegen Inselzellen zu entwickeln. Stillen brachte keinen Vorteil gegenüber zugefütterter Milchkost.
Gemäß den deutschen Ernährungsempfehlungen sollen Kinder vor dem 6. Lebensmonat ausschließlich Milchkost - am besten durch Stillen- erhalten. Die hier vorgestellten Ergebnisse deuten darauf hin, dass durch eine gezielte Ernährungsintervention innerhalb des ersten Lebensjahres die Häufigkeit von Inselautoimmunität und Typ 1 Diabetes bei erblich belasteten Kindern reduziert werden kann.
Dies soll nun in einer Nachfolgestudie zur Prävention des Diabetes mellitus Typ 1, untersucht werden. An dieser Studie teilnehmen können Neugeborene aus ganz Deutschland, die nicht älter sind als drei Lebensmonate und bei denen ein Familienmitglied (z.B. Eltern oder Geschwister) an Typ 1 Diabetes erkrankt ist. Die Studie mit dem Namen BABYDIÄT wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft DFG gefördert und soll prüfen, ob durch eine gezielte Ernährung und Auswahl der Getreidezufuhr während des ersten Lebensjahres das Auftreten von Typ 1 Diabetes verhindert werden kann.
Möchten Sie an der BABYDIÄT-Studie teilnehmen, so finden Sie im Bereich „Studienteilnahme“ weitere Informationen
Dr. med. Sandra Schmidt, Prof. Dr. Anette-Gabriele Ziegler (Mitglied im Fachbeirat von www.diabetes-deutschland.de), Institut für Diabetesforschung, München http://www.ifdf.de/Babydiaet.html
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