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    Blutzuckereinstellung zur Vorbeugung von Arterienverkalkung entscheidend
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    Blutzuckereinstellung zur Vorbeugung von Arterienverkalkung entscheidend

    (20.10.2003) Bei Typ 1 Diabetikern ist von einem etwa 10-fach erhöhten Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Vergleich zu Nichtdiabetikern auszugehen. Gesicherte Daten lagen diesbezüglich bisher aber nicht vor. Auch war nicht eindeutig geklärt, ob die Blutzuckereinstellung hierbei eine Rolle spielt.

    Studienaufbau Diabetes Control and Complications Trial-DCCT

    In einer kürzlich veröffentlichten Studie (Diabetes Control and Complications Trial-DCCT) konnte gezeigt werden, dass durch eine intensivierte Insulintherapie Komplikationen der kleinen Blutgefäße und der Nerven um 35 bis 76% im Vergleich zur konventionellen Insulintherapie gesenkt werden können. Das Neuauftreten von Herz-Kreislauf-Erkrankungen war aber erstaunlicherweise in beiden untersuchten Gruppen gleich. Nach Beendigung dieser ersten Studie wurden die Patienten innerhalb einer zweiten Studie (Diabetes Interventions and Complications study - EDIER) weiter beobachtet.

    Bei Kontrolluntersuchungen ein Jahr und sechs Jahre nach Abschluss der ersten Studie wurden unter anderem die Gefäßwanddicke der Halsschlagadern, die verlässliche Aussagen zur Arterienverkalkung, zu Veränderungen der Herzkranzgefäße und zu Erkrankungen der Hirngefäße zulässt, mittels Ultraschall bestimmt. Die Ergebnisse wurden nun vorgestellt.

    Studienergebnisse:

    Die Intima-Media-Dicke der Halsschlagadern wurde bei 1441 Studienteilnehmern ein Jahr und bei verbliebenen 1229 Studienteilnehmern sechs Jahre nach Abschluss der ersten Studie mittels Ultraschall untersucht. Bei der Auswertung wurden Alter, Geschlecht, Medikamente, Sonographiegeräte, Zigarettenkonsum, Blutdruck, HbA1c-Wert und Blutfettwerte berücksichtigt.

    Nach Abschluß der ersten Studie lagen die HbA1c-Werte bei durchschnittlich 7,2% in der intensiviert behandelten und bei 9,0% in der konventionell behandelten Gruppe. Nach diesem Ergebnis wurde den behandelnden Ärzten empfohlen, möglichst alle Patienten auf eine intensivierte Therapie einzustellen. Trotzdem unterschied sich der HbA1c-Wert zwischen den ursprünglichen Gruppen noch über den Zeitraum von 4 Jahren deutlich. Erst 5 Jahre nach der ersten Studie lag der HbA1c-Wert beider Gruppen durchschnittlich bei 7,9 - 8,0%.

    Die Albuminurie (Eiweißausscheidung im Urin) war über den gesamten Beobachtungszeitraum von 6 Jahren in der ursprünglich intensiviert behandelten Gruppe erwartungsgemäß weniger stark ausgeprägt, aber auch der Body Mass Index blieb in dieser Gruppe deutlich erhöht.

    Bezüglich der Intima-Media-Dicke (Verhältnis der inneren und mittleren Gefäßwanddicke) der Halsschlagadern gab es nach 1 Jahr keine signifikanten Unterschiede zwischen Diabetikern und Nicht-Diabetikern, während nach 6 Jahren bedeutende Gefäßwandverdickungen bei den Diabetikern festgestellt werden konnten.

    Nach Korrektur von Störgrößen wie begleitende medikamentöse Senkung der Blutfettwerte oder erhöhte Blutdruckwerte zeigte sich, dass die Intima-Media-Dicke der unteren Halsschlagader (A. Carotis Communis) nach 6 Jahren im Vergleich zum ersten Jahr um 0,032 mm bei der intensiviert und um 0,046 mm bei der konventionell mit Insulin behandelten Gruppe zunahm.

    Kombiniert man die Ergebnisse des oberen und unteren Teils der Halsschlagader (A. Carotis Communis und A. Carotis Interna), kam es sogar zu einem leichten Rückgang der Gefäßwanddicke um 0,155 mm bei den intensiviert behandelten Diabetikern, während die Dicke bei den konventionell therapierten um 0,007 mm zunahm. Letztere haben somit nach 6 Jahren Beobachtungszeit insgesamt eine deutlich dickere Gefäßwand als die Diabetiker, die eine intensivierte Insulintherapie erhielten.

    Zusammenfassung

    Abschließend kann gefolgert werden, dass die Intima-Media-Dicke nach 6 Jahren vom Rauchen, dem systolischen (und nicht dem diastolischen) Blutdruck, den Blutfettwerten, der Eiweißausscheidung im Urin und dem durchschnittlichen HbA1c-Wert abhängig ist. Zudem zeigte sich deutlich, dass die Vorteile der intensivierten Insulintherapie mit dem Lebensalter zunehmen und dass sich eine bessere Blutzuckereinstellung über eine längere Beobachtungszeit hinweg günstig auf die hirnversorgenden Gefäße auswirken kann.

    Dass nach einem Jahr keine Unterschiede in der Gefäßwanddicke der Halsschlagadern festgestellt werden konnten, begründen die Autoren mit dem sehr langsamen Fortschreiten der Arteriosklerose und der Teilnehmerzusammensetzung der ersten Studie, die aus vorwiegend jungen Patienten bestand.

    Kommentar:

    Es muss angemerkt werden, dass zwar ein Zusammenhang zwischen der Intima-Media-Dicke und dem Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen besteht; eine Beziehung zwischen dem Fortschreiten der Gefäßwanddicke und dem Auftreten von vor allem Herzinfarkt und Schlaganfall konnte jedoch bisher nicht eindeutig gezeigt werden.

    Ansonsten decken sich die Ergebnisse dieser Veröffentlichung mit den Resultaten von früheren, kleineren Studien. Es muss davon ausgegangen werden, dass eine gute Blutzuckereinstellung das Fortschreiten von Gefäßwandveränderungen verzögert. Es darf dabei aber nicht vergessen werden, dass neben der guten Blutzuckereinstellung auch die anderen Risikofaktoren wie Bluthochdruck, Fettstoffwechselstörung, Eiweißausscheidung im Urin und Rauchen entscheidende ursächliche Mechanismen von großer Wichtigkeit sind.


    Urs Daniel Lichtenauer, Deutsches Diabetes-Forschungsinstitut Düsseldorf

    Quelle: The Diabetes Control and Complications Trial/Epidemiology of Diabetes Interventions and Complications Research Group. Intensive diabetes therapy and carotid intima-media thickness in type 1 diabetes mellitus. New England Journal of Medicine 2003; 348:2294-303

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