Pioglitazon und Rosiglitazon und ihre unterschiedliche Wirkung auf die Blutfettwerte
(21.12.2007) Glitazone sind so genannte Insulinsensitizer, das bedeutet, dass sie die Wirkung des körpereigenen Insulins an den Muskel- und Fettzellen verbessern. Sie greifen also direkt an der Insulinresistenz an, welches eine wesentliche Ursache des Typ 2 Diabetes darstellt. Zurzeit sind 2 Wirkstoffe auf dem Markt, das Pioglitazon und Rosiglitazon, welche ausschließlich bei einem Typ 2 Diabetes zur Anwendung kommen.
Glitazone verbessern die Wirkung des körpereigenen Insulins an Muskel- und Fettzellen Foto: ABDABeide Substanzen wurden ein halbes Jahr lang hinsichtlich Ihrer Wirkung auf die verschiedenen Blutfettwerte bei Typ 2 Diabetikern mit Fettstoffwechselstörungen (Dyslipidämie) untersucht. Generell sind erhöhte Blutfettwerte wie Triglyzeride, VLDL (Vorläufer des „schlechten Cholesterins“) und LDL (das „schlechte“ Cholesterin) und ein vermindertes HDL (das „gute“ Cholesterin) bei Typ 2 Diabetikern mit einer Insulinresistenz assoziiert. Um die unterschiedlichen Effekte beider Glitazone auf die verschiedenen Blutfettwerte zu untersuchen, wurden 369 Patienten erst mit 30 mg, dann mit 45 mg Pioglitazon pro Tag behandelt. 366 Patienten erhielten zunächst 4 mg Rosiglitazon pro Tag, wobei die tägliche Dosis innerhalb der Behandlungsdauer auf 2 mal 4 mg pro Tag erhöht wurde. Die unterschiedlichen Konzentrationen dieser Blutfette wurden von 333 Probanden aus der Pioglitazongruppe und 325 Probanden aus der Rosiglitazongruppe mittels Protonennuklearmagnetresonanz-Spektroskopie zu Beginn und am Ende der Studie ermittelt.
Die Ergebnisse: Die Behandlung mit Pioglitazon führte zu einem geringeren Anstieg der VLDL-Partikel-Konzentration im Vergleich zu Rosiglitazon und verminderte die VLDL-Partikelgröße stärker als Rosiglitazon. Die Behandlung mit Pioglitazon konnte die Konzentration des LDL (des schlechten Cholesterins) senken, Rosiglitazon ließ die Konzentration des LDL dagegen ansteigen. Beide Insulin-Sensitizer führten zu einem Anstieg der LDL-Partikelgröße, wobei der Effekt bei Pioglitazon größer war. Die Behandlung mit Pioglitazon führte zu einem Anstieg der Gesamt-HDL-Partikel-Konzentration und –größe während beide Werte unter Rosiglitazon abnahmen. Beide Medikamente konnten den HDL-Cholesterin-Spiegel steigern.
Insgesamt sind die Wirkungen der Glitazone auf die Partikelgröße und Konzentrationen der verschiedenen Blutfettwerte sehr unterschiedlich. Da Typ 2 Diabetiker häufig einen veränderten Fettstoffwechsel haben, ist eine sorgfältige Auswahl der Medikation gerade im Hinblick auf die aktuellen Blutfettwerte sehr wichtig. Eine Dyslipidämie kann durch eine geeignete Auswahl an Glitazonen positiv beeinflusst werden. Es sind weitere klinische Studien nötig, um eine abschließende Beurteilung der Bedeutung dieser unterschiedlichen Wirkung abgeben zu können.
Gunilla Erdmann, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Deeg MA et al. Pioglitazone and Rosiglitazone have different effects on serum lipoprotein particle concentrations and size in patients with type 2 diabetes and dyslipidemia. Diabetes Care 30: 2458 – 2464, 2007. |