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    Therapie mit Vildagliptin bremst Verlust der Betazellfunktion
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    Therapie mit Vildagliptin bremst Verlust der Betazellfunktion

    (06.06.2008) Die Substanzgruppe der DPP4-Hemmer hat die Behandlungsoptionen für den Typ 2 Diabetes erweitert. Neben dem bereits seit etwa einem Jahr zugelassenen Präparat Sitagliptin (Januvia®) ist nun auch Vildagliptin (Galvus®) auf dem deutschen Markt verfügbar. Beide Substanzen haben eine gute blutzuckersenkende Eigenschaft und sie sind insbesondere sehr gut verträglich.

    Blutzuckermessung
    Sitagliptin und Vildagliptin
    haben eine gute
    blutzuckersenkende
    Eigenschaft

    DPP-4-Hemmer wirken blutzuckersenkend, indem sie einem Anstieg des in der Darmschleimhaut gebildeten Hormons „Glucagon-like Peptid 1“ (= GLP-1) bewirken. Damit verstärken sie die körpereigene Fähigkeit zur Kontrolle des Blutzuckerspiegels: Unter dem Einfluss von GLP-1 wird nach dem Essen die Insulinherstellung in der Bauchspeicheldrüse angeregt und gleichzeitig die Glukoseausschüttung aus der Leber gebremst. Hierdurch sinkt der Blutzuckerspiegel. Typischerweise sind die GLP-1-Spiegel beim Typ 2 Diabetiker niedriger als bei Personen ohne Diabeteserkrankung. Das Ziel ist daher eine GLP-1-Erhöhung. Dies lässt sich durch die Hemmung des Enzyms Dipeptidyl-Peptidase-4 (DPP-4) erreichen, das für den Abbau von GLP-1 verantwortlich ist. Die DPP-4-Hemmung ist das Wirkprinzip der beiden Substanzen Sitagliptin und Vildagliptin.

    Scherbaum und Kollegen haben nun zum Vildagliptin neue, klinisch hoch interessante Daten erhoben, die in der Fachwelt mit großer Aufmerksamkeit aufgenommen worden sind: In einer multinationalen Studie wurde die Wirksamkeit von Vildagliptin (Dosierung: 1 x 50 mg pro Tag) im Vergleich zu einem Scheinmedikament (Plazebo) geprüft. Alle Studienteilnehmer erhielten eine intensive Schulung und Beratung.

    Das Besondere: Die Beobachtungszeit war mit zwei Jahren relativ lang, was auch Aussagen zum Langzeitverlauf einer Vildagliptin-Medikation ermöglicht. Außerdem wurde im Anschluss an die 2-Jahres-Studie eine Nachbeobachtung angeschlossen, in der der Langzeiteffekt der Therapie bis zu vier Wochen nach Absetzen von Viildagliptin (Auswaschphase) geprüft wurde.

    Insgesamt nahmen 131 Typ 2 Diabetiker an der Studie teil, die bisher entweder noch keine Diabetesmedikamente erhalten hatten oder nur für weniger als drei Monate behandelt waren. Das Durchschnittsalter der Patienten lag bei 63 Jahren, der mittlere Body Mass Index (BMI) betrug 30 kg/m2 und die durchschnittliche Diabetesdauer 2 Jahre. Der Blutzucker-Langzeitwert HbA1c lag bei Studienbeginn zwischen 6.2 % und 7.2 %, also in der Nähe des Zielbereichs.

    Nach zwei Jahren Behandlung zeigte die Vildagliptin-Gruppe deutliche Vorteile gegenüber den Patienten, die ein Plazebo-Präparat erhalten hatten: Während bei Letzteren der HbA1c-Wert im Beobachtungszeitraum um rund 0.5 % angestiegen war, blieben die Werte unter Vildagliptin im Gesamtverlauf betrachtet nahezu unverändert (+0.1 %). Unter den Teilnehmern, die bei Studieneinschluss einen HbA1c-Wert unter 6.5 % aufwiesen, konnten 37,5 % der Diabetiker mit Vildagliptin-Behandlung diesen Bereich bis zum Ende der zweijährigen Studiendauer halten. In detaillierten Analysen konnte gezeigt werden, dass Vildagliptin bei diesen Patienten in der Lage ist, eine Progression des Funktionsverlustes der Betazellen zu bremsen.

    FAZIT und KOMMENTAR:
    Ein Problem des Typ 2 Diabetes ist der kontinuierliche Blutzuckeranstieg, so dass die blutzuckersenkenden Medikamente über die Jahre hinweg i.d.R. gesteigert werden müssen. Scherbaum und Kollegen konnten hier zeigen, dass Vildagliptin offenbar in der Lage ist, den zunehmenden Funktionsverlust der Betazellen aufzuhalten. Diese faszinierenden Ergebnisse müssen nun an größeren Kollektiven bestätigt werden. Die zweite gute Botschaft ist, dass Vildagliptin (Galvus®) auch für eine Monotherapie geeignet ist, wenngleich es in Deutschland noch nicht als Monotherapie zugelassen ist. Dieses Medikament führt nicht gehäuft zu Hypoglykämien (Unterzuckerungen) und ist damit eine ideale Substanz für die Kombination mit Metformin, das alleine genommen ebenfalls nicht zu Hypoglykämien führt. Als neuer Standard für die Therapie des Typ 2 Diabetes wird daher vorgeschlagen, zunächst mit einer Metformin-Therapie zu beginnen. Wenn dies nicht ausreicht, um den HbA1c-Wert in den Zielbereich zu bringen, so sollte ein Gliptin hinzugegeben werden. Praktikabel ist es dann, beides in einer Kombinationstablette von Metformin+Vildagliptin einzunehmen, die jetzt mit dem neu zugelassenen Präparat Eucreas® zur Verfügung steht.


    Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum, Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie an der Heinrich-Heine Universität Düsseldorf
    Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de

    Quelle: Scherbaum WA, Schweizer A, Mari A et al. Evidence that vildagliptin attenuates deterioration of glycaemic control during 2-year treatment of patients with type 2 diabetes and mild hyperglycaemia. Diabetes Obes Metab 2008; doi: 10.1111/j.1463-1326.2008.00875.x

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