Nichtraucher-Schutzgesetze senken Risiko für Herzkrankheit ACS
(22.09.2008) Diabetespatienten sind einem erhöhten Risiko ausgesetzt, an einem Akutem Koronaren Syndrom (ACS: Herzinfarkt oder instabile Angina Pectoris) zu erkranken. Besonders hoch ist das Risiko für jene Patienten, die rauchen oder vermehrtem Passivrauch ausgesetzt sind. Für letztere besteht die Hoffnung, dass die kürzlich in Deutschland eingeführten Nichtraucher-Schutzmaßnahmen dazu beitragen können, die Zahl der Patienten mit ACS zu reduzieren. Eine Studie aus Schottland präsentiert nun erstmals Ergebnisse, die zeigen, wer am meisten vom reduzierten Tabakrauch in der Atemluft profitiert.
Die Forschungsgruppe um Jill P. Pell von der Public Health Section der Universität Glasgow führte eine breit angelegte Studie durch, um die Auswirkungen eines neuen schottischen Nichtraucher-Schutzgesetzes zu untersuchen. Dieses Gesetz verbietet das Rauchen in geschlossenen öffentlichen Räumen und an Arbeitsplätzen.
In der Studie wurden in neun schottischen Krankenhäusern Daten zu sämtlichen Patienten, die mit ACS in die Notaufnahme kamen, erhoben. Dies geschah in einem Zeitraum von 10 Monaten vor In-Kraft-Treten des Gesetzes (Juni 2005 – März 2006) und zum Vergleich im selben Zeitraum des Folgejahres. Die neun Krankenhäuser haben ein Einzugsgebiet von rund 3 Mio. Einwohnern; rund 2/3 aller schottischen Krankenhausaufnahmen wurden von der Untersuchung erfasst. Die betroffenen Patienten machten Angaben zu ihrem Raucherstatus, die durch Laborwerte ergänzt wurden. Die Cotinin-Konzentration im Serum gilt als ein objektives Maß für die Menge inhalierten Tabakrauches (inklusive Passivrauchen). Die Selbsteinschätzung der Patienten korrelierte stark und hochsignifikant mit den Laborwerten.
Das Ergebnis: Insgesamt sank die Anzahl der Notaufnahmen mit ACS um 17 % von 3.235 im Zeitraum vor der Gesetzgebung auf 2.684 im Zeitraum des Folgejahres. Ein Rückgang in dieser Höhe spricht für einen Präventionseffekt: In England, das noch kein Nichtraucher-Gesetz erlassen hatte, sank die Zahl im selben Zeitraum nur um 4 %. Der Durchschnittswert der letzten 10 Jahre lag in Schottland bei 3 %.
Dank der Erhebung des Raucherstatus bei den Patienten konnten die Ärzte herausfinden, wer am meisten von der Gesundheits-Gesetzgebung profitierte. Zwei Drittel des Präventionserfolges gehen auf das Konto der Nichtraucher. Bei dieser Patientengruppe ging auch die Cotinin-Konzentration deutlich zurück, während es bei den Rauchern keine Veränderung gab. Da die Vergleichswerte in der Bevölkerung sich noch deutlicher reduzierten als unter den nicht rauchenden Patienten, stützt die Studie die Vermutung, dass Passivrauchen ein ernst zu nehmender Risikofaktor für ACS ist. Frauen waren erfolgreicher in der Prävention als Männer und der Rückgang der ACS-Patienten war unter Älteren deutlich stärker als unter Jüngeren.
Selbst wenn die Rauchgewohnheiten der Bevölkerung in EU-Staaten voneinander abweichen, kann man davon ausgehen, dass auch in Deutschland durch intensivierten Nichtraucherschutz ein messbarer Präventionseffekt erzielt wird. Auch für Diabetespatienten wird es leichter, das schädliche Einatmen von Tabakrauch zu vermeiden.
Teresa Tamayo, Deutsches Diabetes-Zentrum an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Pell, Jill P. u. a. (2008): Smoke-free Legislation and Hospitalizations for Acute Coronary Syndrome, in: New England Journal of Medicine 359: 482-91 |