Neues zur Therapie des Schwangerschaftsdiabetes
27.04.2010 Beim Gestationsdiabetes (Schwangerschaftsdiabetes) kann die Blutzuckereinstellung mit Tabletten erfolgen, wenn eine Diät alleine nicht ausreicht. In einer neuen Studie wurde ein Vergleich von Metformin und Sulfonylharnstoffen (Glibenclamid) durchgeführt.
In der Studie der Universität von New Mexico (USA) wurden 149 Schwangere mit Gestationsdiabetes diätisch eingestellt und entweder mit Metformin (75 Frauen) oder mit Glibenclamid (74 Frauen) behandelt. Ziel war das Erreichen eines Nüchternglukosewerts von 105 mg/dl und darunter und eines Wertes 2 Stunden nach dem Essen von unter 120 mg/dl.
In der Metformin-Gruppe mussten 35% und in der Glibenclamid-Gruppe 16% sekundär auf Insulin eingestellt werden. Damit lag die Versagensquote von Metformin mehr als 2-fach höher.
Kommentar: Frauen mit Gestationsdiabetes können mit Tabletten (orale Antidiabetika) eingestellt werden. Die Versagensquote liegt allerdings mit einer Metformin-Therapie bei 35%, bei Glibenclamid nur bei 16%, also halb so hoch. Dies bestätigt die Daten der Metformin in Gestational Diabetes-Studie (MiG), bei der die Therapie des Gestationsdiabetes mit Metformin bei 46% versagte. Anders als außerhalb der Schwangerschaft ist damit Metformin bei Gestationsdiabetes dem Sulfonylharnstoff Glibenclamid deutlich unterlegen.
Schwangere mit Gestationsdiabetes haben nicht nur eine Insulinresistenz, sondern auch eine deutliche Störung der Insulinsekretion, die durch Glibenclamid gesteigert wird. Bisher gibt es keine Studie, die die Wirksamkeit und Sicherheit einer Kombinationstherapie mit Metformin plus Sulfonylharnstoffen in der Schwangerschaft aufzeigt. Obwohl Glibenclamid in Deutschland für die Behandlung des Gestationsdiabetes (noch) nicht zugelassen ist, spricht die Studienlage dafür, dass Glibenclamid eine gute Alternative zur Insulintherapie bei Gestationsdiabetes darstellt.
Quelle: Moore L, Clokey D, Rappaport V, Curet L. Metformin compared with Gliburide in gestational diabetes. A randomized controlled trial. Obstet Gynecol 2010; 155: 55-59.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf
Siehe auch
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