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Welche Blutzucker-senkenden Tabletten sind die Besten?

09.01.2012 Bisher war nicht sicher bekannt, welche Blutzucker-senkenden Tabletten beim Diabetes einen positiven oder negativen Effekt bezüglich Herzinfarkt, Schlaganfall und Sterblichkeit ausüben. Dies wurde nun in einer großen nationalen Studie in Dänemark untersucht.

In der Register-Studie wurden alle Bewohner von Dänemark im Alter von über 20 Jahren erfasst, die zwischen 1997 und 2006 erstmals ein Insulin-stimulierendes Medikament oder Metformin bekommen haben. Die Medikamente wurden hinsichtlich dem Auftreten von Herzinfarkten, Schlaganfällen, kardiovaskulären Todesfällen oder allgemeinen Todesfällen verglichen. Die mittlere Beobachtungsdauer betrug 3,3 Jahre.

Ergebnisse: Insgesamt 7.806 Personen wurden in die Studie eingeschlossen, von denen 1.607 bereits früher einen Herzinfarkt hatten. Es zeigte sich, dass die alleinige Therapie mit Metformin, mit dem Sulfonylharnstoff Gliclazid oder mit Repaglinide bezüglich der allgemeinen Sterblichkeit am günstigsten war. Patienten, die mit den Sulfonylharnstoffen Glimeperid, Glibenclamid, Glipizid oder Tolbutamid behandelt worden waren, schnitten schlechter ab.
Bei Patienten mit bereits vorausgegangenem Herzinfarkt schnitten die mit Gliclazid behandelten Patienten am besten ab, knapp gefolgt von Metformin-behandelten Patienten. Die mit den anderen Sulfonylharnstoff-Präparaten und die mit Repaglinid behandelten Patienten schnitten deutlich schlechter ab. Ähnliche Ergebnisse ergaben sich auch bei Patienten mit vorausgegangenem Schlaganfall oder bei kardiovaskulärem Risiko.

Schlussfolgerung und Kommentar: Die Studie zeigt erneut, dass die Behandlung mit Metformin bei Patienten mit Typ 2-Diabetes günstig ist. Sie zeigt aber auch, dass es bei der Behandlung mit den Insulin-stimulierenden Sulfonylharnstoffen deutliche Unterschiede bezüglich des Risikos für Herzinfarkt, Schlaganfall und kardiovaskulären Todesfälle gibt. Obwohl Gliclazid (Diamicron Uno®) zumindest in Deutschland bei der Behandlung des Typ 2-Diabetes eine untergeordnete Rolle spielt, war es in der hier vorgelegten Studie mindestens ebenbürtig mit Metformin, während andere bei uns gebräuchlichere Sulfonylharnstoff-Präparate, wie Glimeperid und Glibenclamid deutlich schlechter abschnitten. Auch Repaglinide (Novonorm®) schnitt ähnlich gut wie Metformin ab; dieses Präparat hat in Deutschland aber für GKV-Patienten eine Zulassung, die auf Fälle von Niereninsuffizienz begrenzt ist. Da es sich hier um eine Register-Studie handelt, kann über die Ursachen der Unterschiede, insbesondere bei den verschiedenen Sulfonylharnstoff-Präparaten, nur spekuliert werden.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: T. K. Schramm et al.: Mortality and cardiovascular risk associated with different insulin secretagogues compared with metformin in type 2 diabetes, with or without a previous myocardial infarction: a nationwide study. European Heart Journal 32: 1900-1908, 2011.

 

Siehe auch:

Welche Tabletten senken den Blutzucker am besten?
Sulfonylharnstoff-Therapie bei Diabetes: Erhöhtes Risiko für Herzinfarkt?
Rosiglitazon: Ergebnisse der RECORD-Studie bringen mehr Klarheit

 


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