Mit welchem HbA1c-Wert lebt man am längsten?
31.01.2012 Eine Reihe von Studien zeigt, dass bei einer zu scharfen Blutzucker-Einstellung mit einem zu tiefen HbA1c-Wert vermehrt Herzinfarkt und Schlaganfälle auftreten und die Sterblichkeit erhöht ist. Gleiches trifft aber auch für zu hohe HbA1c-Werte zu. Wie scharf soll man daher Patienten, die bereits einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten, einstellen? Und wie sollten sie behandelt werden?
Der Zusammenhang zwischen der Intensität der Blutzuckereinstellung und dem Risiko für Herzinfarkt, Schlaganfall oder Tod wurde in einem Kollektiv von 11.157 Diabetes-Patienten mit bereits durchgemachtem Herzinfarkt oder Schlaganfall und einer Gruppe von 44.628 Diabetes-Patienten ohne ein solches Ereignis anhand von Krankenkassen-Daten überprüft. Das durchschnittliche Alter der Gesamt-Gruppe lag bei 65 Jahren; 90% hatten eine Blutdruck-Erhöhung, 33% eine Fettstoffwechselstörung und 60% hatten bereits eine diabetische Retinopathie (Augenschädigung), Nephropathie (Nierenschädigung) oder Neuropathie (Nervenschädigung).
Ergebnisse: Sowohl eine Erhöhung des HbA1c-Wertes auf über 8% als auch ein HbA1c-Wert von unter 6% waren mit einer deutlichen Häufung von Herzinfarkt, Schlaganfall und Tod verbunden. Im Vergleich zu Patienten, die alleine mit Diät zu behandeln waren, lag die Rate von Ereignissen bei Insulin-Therapie um das 2,6-fache und bei Behandlung mit Sulfonylharnstoffe-Präparaten um das 1,5-fache höher, während Metformin das kardiovaskuläre Risiko nicht negativ beeinflusste.
Kommentar: In der vorliegenden retrospektiven Analyse von Krankenkassen-Daten wird bestätigt, dass sowohl zu hohe als auch zu tiefe HbA1c-Werte mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden sind und dass unter Therapie mit Insulin, aber auch mit Sulfonylharnstoffen diese Ereignisse gehäuft auftreten. Allerdings kann dadurch ein Zusammenhang zwischen einer Insulin- oder Sulfonylharnstoff-Therapie und kardiovaskulären Ereignissen nicht belegt werden, weil insbesondere die schwerer erkrankten Diabetes-Patienten mit einer Kombination von Tabletten oder mit Insulin behandelt werden.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quelle: Colayco DC et al.: HbA1c and Cardiovascular Outcomes in Type 2 Diabetes: A nested case-control study. Diabetes Care 2011, 34: 77-83.
Siehe auch:
Blutzuckereinstellung bei älteren Menschen – wie scharf?
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