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Mit der Insulin-Pumpe im Flugzeug: Vorsicht, die Insulin-Abgabe verändert sich

10.02.2012 Patienten mit Typ 1-Diabetes, die mit einer Insulin-Pumpe behandelt werden, klagen oft über Hypoglykämien (Unterzuckerungen) während des Fluges. Eine neue Studie zeigt, dass dies mit den Luftdruck-Veränderungen in der Kabine zusammenhängt. Spezielle Vorsichtsmaßnahmen sind geboten.

In einer kürzlich publizierten Studie aus Newcastle (UK) wurden die Veränderungen der Insulin-Abgabe von Insulin-Pumpen während eines Fluges aufgezeichnet und zusätzlich auch in der Unterdruckkammer simuliert.

Beim Aufstieg des Flugzeuges entsteht in der Kabine ein Druckabfall von 760 auf 560 mmHg. Dadurch wird von der Insulin-Ampulle deutlich mehr Volumen abgezogen. Außerdem bilden sich Blasen in der Insulin-Ampulle, so dass zusätzlich Insulin aus der Ampulle herausgepresst wird. Beim Landeanflug geschieht das Gegenteil, so dass weniger Insulin verfügbar ist. Die Veränderungen wurden mit 2 verschiedenen Insulin-Pumpen gemessen. Beim Aufstieg beträgt die zusätzliche, ungewollte Insulin-Abgabe 1,1 bis 1,4 Einheiten und beim Landeanflug entsteht ein Minus von 0,6 bis 0,9 Einheiten Insulin.

In der Druckkammer wurde eine Dekompression im Katastrophen-Fall mit raschem Druckabfall von 760 auf 260 mmHg binnen 1 Minute simuliert. Dabei werden durch eine Bewegung der Kolbenstange der Pumpe mehr als 8 Einheiten Insulin zusätzlich abgegeben.

Schlussfolgerung und Empfehlungen: Es wurde hier gezeigt, dass eine relativ rasche Änderung des Umgebungsdruckes während regulärer Flüge zu einer leichten Mehrabgabe von Insulin während des Aufstiegs und zu einer Minderabgabe von Insulin während des Landeanfluges führen. Durch Ereignisse, die zu einem raschen Druckabfall in der Kabine führen, kommt es jedoch durch eine Bewegung der Kolbenstange zu einer signifikanten Überdosierung durch rasche Abgabe von mehr als 8 Einheiten Insulin. Solche Ereignisse treten weltweit 40- bis 50-mal pro Jahr auf.

Den Trägern von Insulin-Pumpen werden für Flugreisen daher folgende Empfehlungen gegeben:
1. Vor dem Start des Flugzeugs sollte der Schlauch vom Körper getrennt werden.
2. Wenn die Flughöhe erreicht ist, die Ampulle aus der Pumpe herausnehmen und Luftblasen entfernen, bevor sie wieder angeschlossen wird.
3. Nach der Landung die Pumpe vom Schlauch-System trennen, 2 Einheiten Bolus leer abgeben und dann den Schlauch wieder an die Pumpe anschließen.
4. Bei Flug-Notfällen mit Abfall des Kabineninnendrucks sollte der Schlauch sofort vom Körper getrennt werden.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: King B. R. et al.: Changes in Altitude Cause Unintended Insulin Delivery From Insulin Pumps - Mechanisms and Implications. Diabetes Care 2011, 34: 1932-1933.

 

Siehe auch:

Mit der Insulin-Pumpe im Flugzeug - ein Kommentar
Können neue Insulinpumpen versagen?

 


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