Höhere Selbständigkeit bei Diabetes-Patienten im Alter
20.04.2012 Geriater haben angemahnt, dass die Souveränität im Alter als Studienziel vernachlässigt wird. Eine neu publizierte Studie zeigt nun, wie man bei Diabetes und Adipositas die Selbständigkeit erhalten kann.
In die Look AHEAD Studie wurden in den Jahren 2001 bis 2004 adipöse Patienten mit Typ 2-Diabetes im Alter zwischen 45 und 74 Jahren aufgenommen. Sie wurden entweder einem intensiven Lebensstil-Interventionsprogramm mit Anleitungen zur Steigerung der körperlichen Aktivität und Ernährungsberatung unterzogen oder in der Kontrollgruppe nur beraten. Die zwei wesentlichen Ziele der Studie waren eine Gewichtsreduktion um mehr als 7% gegenüber dem Ausgangswert und eine Steigerung der körperlichen Extra-Aktivität auf mehr als 175 Minuten pro Woche.
Ergebnis: Das intensive Lebensstil-Interventionsprogramm führte zu einer Reduktion der mobilitäts-bedingten Behinderungen um 48% im Vergleich zur Kontrollgruppe. Dieser Effekt war sowohl durch eine Verminderung des Körpergewichtes als durch eine Verbesserung der Fitness bedingt. Bei der Auswertung der 4-Jahresdaten konnte bei der Lebensstil-Interventionsgruppe ein signifikant höherer Grad an allgemeiner Gesundheit und Mobilität erreicht werden.
Im Gegensatz zur Kontrollgruppe wurde bei der Lebensstil-Interventionsgruppe auch über die ersten 2 Jahre kein Abfall der körperlichen Mobilität beobachtet.
Schlussfolgerung und Kommentar: Die Lebensstil-Intervention mit einer Kombination von Gewichtsreduktionsprogramm und vermehrter körperlicher Aktivität führt bei Menschen mit Adipositas und Typ 2-Diabetes nicht nur zu einer Verbesserung von Gewicht, HbA1c, Blutdruck und Fettstoffwechsel, sondern vermag auch einen Abfall der allgemeinen Mobilität im höheren Alter signifikant zu bremsen. Das Körpergewicht und auch die bessere Fitness sind die wesentlichen Parameter für diesen Effekt. Die Look AHEAD Studie ist damit die wegweisende Schlüssel-Studie zur Lebensstilintervention bei Übergewicht und Typ 2-Diabetes. Diabetes-Deutschland.de hat bereits mehrfach darüber berichtet.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quelle: Rejeski W. J. et al.: Lifestyle Change and Mobility in Obese Adults with Type 2 Diabetes. N Engl J Med 2012; 366: 1209-1217.
Siehe auch:
Positive Effekte eines Trainingsprogramms bei Patienten mit Typ 2-Diabetes
Übergewicht und Diabetes – Die Suche nach der richtigen Therapie
Fragen an Frau Dr. Toeller zur Ernährung bei Diabetes