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Diabetiker haben gestörte Darmsensoren für Süßes

19.06.2013 Typisch für Typ-2-Diabetes ist ein stärkerer und verlängerter Blutzuckeranstieg nach dem Essen. Australische Forscher haben nun herausgefunden, dass dies auch an gestörten Süßigkeitsrezeptoren im Darm mit einer verstärkten Zuckeraufnahme liegen kann.

Dr. Richard Young und Kollegen haben untersucht, ob die im Zwölffingerdarm gelegenen Rezeptoren für Süßes (intestinal sweet taste receptors, STRs) beim Diabetes gestört sind.  Dazu haben die Forscher bei Normalpersonen und Patenten mit Typ-2-Diabetes eine Sonde in den Zwölffingerdarm gelegt und über diese Sonde für 30 Minuten Glukose infundiert. Vor und nach der Infusion wurde eine Gewebeprobe der Darmschleimhaut gewonnen, die Expression von STRs gemessen und auch der Blutzuckerspiegel bestimmt.

Ergebnis: Wenn der Blutzuckerspiegel stark anstieg, wurden die Süßigkeitsrezeptoren im Darm bei Normalpersonen heruntergeregelt, wohingegen deren Expression bei Probanden mit Typ-2-Diabetes anstieg. Die Autoren interpretierten die Ergebnisse so, dass bei Menschen mit Typ-2-Diabetes die erhöhte Expression von STRs bei höheren Blutzuckerspiegeln zu einer verstärkten Zuckeraufnahme und damit zu einer weiteren Steigerung des Blutzuckeranstieg nach dem Essen führen kann. 

Kommentar: Der Darm hat eine ganze Reihe von Mechanismen, die dazu beitragen, dass der Blutzucker bei Nahrungszuführ normalerweise nicht übermäßig ansteigt. Dazu gehört z.B. die Ausschüttung des Darmhormons GLP-1, das die Ausschüttung des blutzuckersenkenden Insulins stimuliert und die Glukagonausschüttung bremst. Dieses Prinzip wird bereits bei der Therapie des Typ-2-Diabetes mit GLP-1 - Analoga und DPP4-Hemmmern mit Erfolg genutzt.

Nach den hier vorgestellten Daten sind beim Typ-2-Diabetes aber auch Detektoren für Süßes im Darm fehlreguliert, so dass bei einem erhöhten Blutzucker nicht weniger, sondern möglicherweise sogar noch mehr Zucker ins Blut aufgenommen wird, so dass der Blutzuckerspiegel weiter ansteigt. Ob sich daraus eine neue therapeutische Strategie ableiten läßt, ist bisher noch unklar.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quelle: RL Young et al.: Disordered control of intestinal seet tast receptor expression and glucose absorption in type 2 diabetes. Diabetes. Published online before print June 12, 2013, doi: 10.2337 / db13-0581.

 

Siehe auch:

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Diabetes Editorial
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