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Wenn bei Diabetes Tabletten nicht ausreichen

18.06.2018 Was tun, wenn der Typ-2-Diabetes mit Tabletten nicht mehr gut einzustellen ist?

Wenn Tabletten nicht ausreichen um den Typ-2-Diabetes gut einzustellen, dann muss man nicht gleich auf Insulin umsteigen. In einer multizentrischen Studie wurde gezeigt, dass es in solchen Fällen meist ausreicht, 1x wöchentlich eine Spritze des langwirksamen GLP 1 – Rezeptoragonisten Dulaglutid unter die Haut zu spritzen.

GLP 1 ist ein körpereigenes Hormon, das von bestimmten Zellen des Darmes produziert wird und nach einer Mahlzeit die Insulinausschüttung anregt und gleichzeitig die Ausschüttung seines Gegenspielers Glucagon unterdrückt. Die pharmazeutisch hergestellten GLP 1-ähnlichen Substanzen werden vom Körper sehr viel langsamer abgebaut und sind daher über eine längere Zeit wirksam; Dulaglutid wirkt über mindestens 1 Woche. GLP 1-basierte Therapien haben einen breiten Eingang in die Behandlung des Typ-2-Diabetes gefunden, zumal sie für sich alleine gegeben keine Unterzuckerungen verursachen.

Auch das lange bekannte Antidiabetikum Metformin und die relativ neu eingeführten SGLT2-Hemmer wie Empagliflozin und Dapagliflozin, die alle in Tablettenform verabreicht werden, sind nicht mit einem erhöhten Risiko für Unterzuckerungen behaftet. In der sog AWARD-10-Studie wurden Patienten mit Typ-2-Diabetes, deren Blutzucker mit dem Standardpräparat Metformin und auch der Gabe eines SGLT2-Hemmers nicht mehr befriedigend einstellbar war, zusätzlich mit dem GLP 1 – Agonisten Dulaglutid als Spritze einmal wöchentlich oder mit einer Plazebospritze behandelt. Der Erfolg der Spritze war außerordentlich gut: Mit einer Dosis von 0,75 mg Dulaglutid pro Woche kam es nach einer Bahandlungsdauer von 24 Wochen im Vergleich zu Plazebo zu einer mittleren Senkung des Blutzucker-Langzeitwerts HbA1c um 1,2%, mit der Dosis von 1,5 mg/Woche sank der HbA1c-Wert um 1,3%. Auch nahm das Gewicht unter der Behandlung mit Dulaglutid deutlich ab. Schwere Nebenwirkungen traten bei den mit Dulaglutid behandelten Patienten nicht häufiger auf als unter Placebo. Allerdings traten Nebenwirkungen auf, die auch unter anderen GLP 1-Agonisten bekannt sind, nämlich Übelkeit bei der höheren Dosis in 15% der Fälle, bei der niedrigeren Dosis in 5% der Fälle im Vergleich zu Plazebo in 4% der Fälle. Erbrechen trat mit der höheren Dosis in 4%, mit der niedrigen Dosis in 3% und unter Placebo in 1% der Fälle auf. Diese Nebenwirkungen führten nur in wenigen Fällen zum Abbruch der Behandlung.

 

Kommentar: Die Ergebnisse dieser Studie zeigen, dass es nicht erforderlich ist, bei einer unzureichenden Blutzuckereinstellung des Typ-2-Diabetes mit Tabletten gleich auf Insulin umzustellen. Die Insulintherapie ist nämlich unter den verfügbaren Diabetestherapien mit dem höchsten Risiko für schwere Unterzuckerungen verbunden. Für die Therapie des häufigen Typ-2-Diabetes sollten heute wenn möglich Medikamente verwendet werden, die keine Unterzuckerungen verursachen. Wenn die Tablettenbehandlung mit Metformin und einem SGLT2-Hemmer nicht ausreicht, so sollte in der Regel zunächst die Wirksamkeit der zusätzlichen Gabe eines GLP 1-Agonisten geprüft werden, bevor eine Insulintherapie in Betracht kommt.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen:

(1) Ludvik B, Frias JP, Tinahones FJ, et al. Dulaglutide as add-on therapy to SGLT2 inhibitors in patients with inadequately controlled type 2 diabetes (AWARD-10): a 24-week, randomised, double-blind, placebo-controlled trial. Lancet Diabetes Endocrinol. 2018 May;6(5):370-381.

 


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