Online-Umfragen – Ein neues Instrument in der medizinischen Versorgungsforschung
November/Dezember 2005
Internetbasierte Online-Umfragen sind eine neue und innovative Form der Datenerhebung, die in der Markt- und Meinungsforschung bereits erfolgreich eingesetzt werden und zunehmend auch in der Medizin an Bedeutung gewinnen. Die allgemein wachsende Verbreitung und Akzeptanz des Internets hat dazu beigetragen. Im Vergleich zu Telefonbefragungen und persönlichen Interviews bieten Online-Umfragen wesentliche Vorteile: Sie sind kostengünstiger, schneller durchführbar und die erhobenen Daten sind auf dem Server sofort zur Auswertung verfügbar. Als größtes Problem von Online-Umfragen wurde bisher ihre mangelnde Repräsentativität für die Gesamtbevölkerung angesehen.
Prof. Dr. med. Werner Scherbaum, Ärztlicher Direktor an der Deut- schen Diabetes-Diabe- tes-Zentrums Düssel- dorf
Eine Forschergruppe vom Kaiser Permanente Center for Health Research in Oregon, USA, hat diese Problematik in einer Studie untersucht. Sie verglichen die Ergebnisse einer Online-Umfrage mit den Ergebnissen einer Telefonumfrage an der gleichen Bevölkerungsgruppe unter Benutzung des gleichen Fragenkatalogs. Zusätzlich verglichen die Forscher ihre eigenen Daten mit den Daten von zwei großen Gesundheitsumfragen in den USA. Dabei kamen die Autoren zu der Schlussfolgerung, dass bei Fragen zur Qualität der Gesundheitsversorgung die Ergebnisse vergleichbar sind, unabhängig ob die Daten durch Online-Umfragen gewonnen wurden oder durch wesentlich kostenintensivere Verfahren wie Telefonumfragen und persönliche Interviews. Ihrer Meinung nach stellen Online-Umfragen somit eine zeitnahe, effiziente und kostengünstige Alternative zur Beurteilung der Qualität in der Gesundheitsversorgung dar.
Am Deutschen Diabetes-Zentrum DDZ in Düsseldorf wurde in diesem Jahr ebenfalls ein neues Projekt zur Thematik der Versorgungsforschung gestartet. Unter der Leitung von Herrn Prof. Dr. med. Werner Scherbaum werden Informationen zu den Diabetes-Versorgungsstrukturen im ambulanten und stationären Bereich und zu neuen Formen der Diabetikerversorgung in Deutschland erfasst und veröffentlicht. Dazu gehören Projekte zur integrierten Versorgung und die strukturierten Behandlungsprogramme (Disease Management Programme). Letztere wurden für die Behandlung des Typ 2 Diabetes im Jahre 2003 bundesweit eingeführt. Ihr Ziel ist es, eine strukturierte, leitlinienorientierte und qualitätsgesicherte Behandlung zu gewährleisten.
Um die Qualität der Versorgung einzuschätzen und zu verbessern ist es notwendig, die Erfahrungen und Meinungen möglichst vieler Patienten und im Gesundheitswesen Beschäftigter kennen zu lernen. Für diesen Zweck wird am DDZ gegenwärtig ein Online-Panel für den Bereich Diabetes aufgebaut. Die freiwilligen Teilnehmer dieses Panels werden in halbjährlichen Abständen regelmäßig zu aktuellen und diabetesrelevanten Themen befragt. Dabei gilt, je mehr Personen sich daran beteiligen, desto höher ist die Aussagekraft der Umfragen. Wenn Sie selber als Patient oder Arzt an der Umfrage teilnehmen wollen, gelangen Sie hier zur Online-Anmeldung.
Die Ergebnisse dieser Umfrage werden anonym ausgewertet und zusammen mit weiteren Forschungsergebnissen in einem vierteljährlich erscheinendem „Diabetes Care Monitor“ des DDZ veröffentlicht. Der „Diabetes Care Monitor“ soll die Umsetzung gesundheitspolitischer Maßnahmen und ihre Auswirkungen auf die Versorgung der Bevölkerung wissenschaftlich begleiten. Er richtet sich vorwiegend an Ärzte und andere in der Diabetesversorgung und -forschung Tätige, kann aber von jedem Interessierten als E-Mail und PDF-Datei in Kürze kostenfrei bezogen werden.
Die genannten Maßnahmen werden durch das Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung gefördert.
Hier geht es zum Online-Umfrage www.diabetes-panel.de
Dr. Heinz Nagel, Dr. Thomas Baehring, Deutsches Diabetes-Zentrum DDZ Düsseldorf
Quelle: Bethell, C et al.: Online Consumer Surveys as a Methodology for Assessing the Quality of the United States Health Care System. J Med Internet Res 2004; 6(1):e2 www.jmir.org/2004/1/e2/
Erstellt: 1 November 2005 |