Menschen mit Diabetes sind anfälliger für Infektionen
(08.08.2005) Aus verschiedenen Untersuchungen gibt es Hinweise, dass bei Menschen mit einer Diabeteserkrankung auch häufiger Infektionen auftreten. Diese Hinweise stammen vor allem aus „rückwirkend“ durchgeführten Auswertungen von bereits vorhandenen Daten (= retrospektive Analyse; z. B. die Auswertung von Krankenakten der letzten Jahre). Solche retrospektiven Auswertungen sind aus wissenschaftlicher Sicht nur eingeschränkt zu verwerten.
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Besonders aussagekräftige Ergebnisse liefern hingegen „in die Zukunft“ gerichtete (= prospektive) Studien. Eine solche prospektive Studie zum Risiko von Infektionen bei Diabetikern haben Wissenschaftler vom Netherlands Institute for Health Services Research durchgeführt. Die Ergebnisse der Untersuchung wurden aktuell in der Fachzeitschrift „Clinical Infectious Diseases“ der amerikanischen Gesellschaft für Infektionskrankheiten (IDSA) veröffentlicht.
In der Studie verglichen die Wissenschaftler 7.417 Diabetiker (705 Erwachsene mit einem Typ 1 Diabetes und 6.712 Typ 2 Diabetiker) mit insgesamt 18.911 Kontrollpersonen (Bluthochdruck-Patienten ohne Diabeteserkrankung). Über einen Zeitraum von 12 Monaten wurden alle Infektionen, die auftraten, dokumentiert.
Das Ergebnis: Menschen mit einer Diabeteserkrankung waren tatsächlich öfter von Infektionen betroffen als die nicht-diabetischen Kontrollpersonen. Ein erhöhtes Risiko für Diabetiker fand sich im Speziellen für Infektionen
- der unteren Atemwege (Typ 1 Diabetes: um 40% erhöhtes Risiko; Typ 2 Diabetes: um 30% erhöhtes Risiko)
- und der Harnwege (Typ 1 Diabetes: um fast 100% erhöhtes Risiko; Typ 2 Diabetes: um 25% erhöhtes Risiko).
Auch bakterielle und Pilzinfektionen der Haut und Schleimhäute traten bei Vorliegen einer Diabeteserkrankung häufiger auf. Sowohl der Typ 1 als auch der Typ 2 Diabetes gehen mit einem erhöhten Risiko für herkömmliche Infektionen in den unteren Atemwegen, den Harnwegen sowie an der Haut und den Schleimhäuten einher. Diabetespatienten sollten sich dessen bewusst sein und ihre täglichen Gewohnheiten entsprechend anpassen (z. B. ausreichende Flüssigkeitszufuhr zur Vorbeugung von Harnwegsinfekten) bzw. allgemein auf eine gesunde Lebensweise achten.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Muller LMAJ et al. Increased Risk of Common Infections in Patients with Type 1 and Type 2 Diabetes Mellitus. Clinical Infectious Diseases 2005; 41: 281-288
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