Depression bei Diabetes erhöht die Sterblichkeit
(03.06.2005) Schätzungen zufolge sind etwa sieben bis zwölf Prozent der Gesamt-Bevölkerung irgendwann im Verlauf ihres Lebens von einer oder mehreren depressiven Phasen betroffen. Wer unter einer Diabeteserkrankung leidet (Typ 1 oder Typ 2 Diabetes) hat im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken.
Menschen mit Diabetes haben im Vergleich zu Menschen ohne Diabetes ein doppelt so hohes Risiko, an einer Depression zu erkranken
Die Häufigkeit von Depressionen bei Menschen mit Diabetes schwankt in verschiedenen Studien und wird mit bis zu 27 Prozent angegeben. Besonders häufig sind Depressionen, wenn bereits Diabetes-Folgeschäden vorliegen. Auch wer im Verlauf seiner Therapie mit schweren Unterzuckerungen zu kämpfen hat, leidet statistisch gesehen öfter unter depressiven Phasen. Verschiedene Untersuchungen aus der Vergangenheit liefern Hinweise, dass Depressionen bei Menschen mit Diabetes mellitus im Vergleich zu Personen ohne Diabetes einen ungünstigeren Verlauf haben, öfter wiederkehren und mit längeren Krankheitsphasen verbunden sind. Darüber hinaus scheinen Menschen mit Diabetes, die gleichzeitig unter Depressionen leiden, auch anfälliger für Herz-Kreislauferkrankungen zu sein.
Ein Forscherteam um Dr. Xuanping Zhang vom „National Center for Chronic Disease and Health Promotion“ in Atlanta, USA, ging in einer eigenen Studie der Frage nach, ob Depressionen bei Menschen mit Diabetes auch mit einer erhöhten Sterblichkeit einhergehen. Hierfür beobachteten die Wissenschaftler über 10 Jahre insgesamt 7.621 Personen, darunter 558 Diabetiker und 7.063 Nicht-Zuckerkranke. Über einen speziellen Depressions-Score (Centers for Epidemiologic Studies Depression = CES-D Score) wurde erfasst, welche Teilnehmer von depressiven Phasen betroffen waren (d. h. wer 16 Score-Punkte oder mehr aufwies). Mehr als 26 Prozent der Menschen mit einer Diabeteserkrankung litten danach unter depressiven Phasen, während dies „nur“ für fast 16 Prozent der Personen ohne Diabetes zutraf.
Während der Beobachtungszeit verstarben 276 Menschen (49%) aus der Diabetiker- und 1.499 Teilnehmer (20%) aus der Nicht-Diabetikergruppe. Die Analysen, die auch den Lebensstil und den Gesundheitszustand der Teilnehmer berücksichtigten, zeigten für Diabetiker mit Depressionen eine um 54 Prozent höhere Sterblichkeit im Vergleich zu ihren zuckerkranken Leidensgenossen ohne depressive Symptome. In der Gruppe der Nicht-Diabetiker konnte eine solcher Unterschied nicht festgestellt werden: Die Sterblichkeit bei den Personen ohne und mit Depressionen war hier gleich.
Die Ergebnisse der Studie von Zhang und Kollegen bestätigen, dass Depressionen bei Personen mit Diabetes offenbar auch mit einem erhöhten Sterblichkeitsrisiko einhergehen. Dieser Aspekt sollte bei der Behandlung und Betreuung von Menschen mit Diabetes verstärkt berücksichtigt werden.
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Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin der Deutschen Diabetes-Klinik des Deutschen Diabetes-Zentrums an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Leibniz-Zentrum für Diabetes-Forschung
Quelle: Zhang X, Norris SL, Gregg EW et al.: Depressive Symptoms and Mortality among Persons with and without Diabetes. Am J Epidemiol 2005; 161: 652-660
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