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Die diabetische Nephropathie geht mit einem hohen Risiko für kardiovaskuläre Komplikationen und Mortalität einher und sie zeigt sich zunächst in einer Mikroalbuminurie. Es ist bekannt, dass eine langfristig normnahe Blutzucker-Einstellung und eine Normalisierung des Blutdrucks das Risiko der Entstehung einer Mikroalbuminurie bei Diabetes signifikant reduzieren kann und bei bestehender Mikroalbmuniurie bei einem Teil der Patienten eine Normalbuminurie erreicht werden kann.
Die hier beschriebene Studie von Rabbani und Kollegen zeigt, dass eine hochdosierte Gabe von Thiamin bei Patienten mit Typ 2-Diabetes und Mikroalbuminurie schon über einen Zeitraum von 3 Monaten hinweg nicht nur einen Rückgang der Mikroalbuminurie herbeiführte, sondern in 35% der Fälle sogar zu einer Normalisierung der Albumin-Exkretion führte, so dass keine diabetische Nierenschädigung mehr zu erkennen war. Da die Blutzucker-Einstellung der mit Thiamin-behandelten Patienten gegenüber der Kontrollgruppe nicht unterschiedlich war, liegt nahe, dass der Erfolg der Behandlung alleine auf den Effekt des Vitamin B-Präparates zurückgeführt werden.
Allerdings muss einschränkend bemerkt werden, dass die Fallzahl sehr klein war (19 und 20 Patienten in jeder Gruppe) und ein Crossover - Design mit randomierter iniitialer Therapie (Verum oder Placebo) wünschenswert gewesen wäre. Bisher ist auch nicht klar, worauf der positive Effekt von Thiamin beruht. Nach experimentiellen Daten ist es wahrscheinlich, dass Thiamin die Struktur der glomerulären Endothelzellen, Podozyten und Tubulusepithelzellen positiv beeinflusst, den Entzündungsprozess an den kleinen Nierengefäßen hemmt und damit die Albumin-Ausscheidung reduziert.
Diese vielversprechenden Untersuchungsergebnisse der Pilotstudie müssen noch in größeren Therapiestudien bestätigt werden. Die gute Nachricht ist aber schon jetzt, dass die diabetische Nephropathie in den Anfangsstadien möglicherweise rückgängig zu machen ist und dass unter der Gabe von Thiamin in den angegebenen Dosen keinerlei Nebenwirkungen auftraten.
Herr Prof. Dr. med. L. Christian Rump ist Direktor der Klinik für Nephrologie, European Hypertension Excellence Centre, des Universitätsklinikums Düsseldorf