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Expertenkommentar
zum Beitrag „Bedenken gegen Vitamin-Pillen “ vom 20. Mai 2009
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Antioxidantien – schädlich oder nützlich?
Unter dem Begriff „reaktive Sauerstoffspezies (ROS)“ werden freie Radikale, aber auch andere oxidierende Agenzien wie z.B. Wasserstoffperoxid zusammengefasst. Eine erhöhte Produktion von ROS kann zelluläre Makromoleküle (DNA, Proteine, Lipide) schädigen. Andererseits dienen ROS in niedrigen Konzentrationen als Botenstoffe, welche die Wirkung einiger Zytokine, Wachstumsfaktoren und Hormone vermitteln. So löst das Hormon Insulin in seinen Zielzellen die kurzfristige Bildung kleiner Mengen von Wasserstoffperoxid aus, das dann die Wirkung von Insulin verstärkt und verlängert.
Damit scheint erklärbar, wie eine überdosierte Einnahme von Antioxidantien durch das Abfangen von ROS die Wirkung von Insulin beeinträchtigen und zu Insulinresistenz führen kann, so wie in der Studie von Ristow und Kollegen beobachtet. Bevor man aus diesem Ergebnis nun schlussfolgert, dass Antioxidantien generell eher schädlich als nützlich sind, sollte allerdings Folgendes beachtet werden: Für diese Studie wurden ausschließlich junge, gesunde und normalgewichtige Personen ausgewählt. Aus der Vielzahl verfügbarer Antioxidantien wurde nur eine Kombination der Vitamine C und E getestet, und die dabei eingenommenen Mengen lagen jeweils bei weit über dem Zehnfachen der aktuell von der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfohlenen Tagesdosis.
Trotz dieser Beschränkungen zeigt die Studie von Ristow und Kollegen eindrucksvoll, dass eine regelmäßige Einnahme von hochdosierten Antioxidantien für gesunde und ausgewogen ernährte Personen unnötig ist und sogar schädliche Wirkungen haben kann. Die experimentellen Daten aus dieser Studie erlauben jedoch keine Aussage über gesundheitsfördernde Wirkungen von moderat dosierten Antioxidantien, beispielsweise für die Prävention einiger Krankheiten und in höherem Lebensalter.
Priv.-Doz. Dr. rer. nat. Holger Steinbrenner ist Forschungsgruppenleiter und Privatdozent am Institut für Biochemie und Molekularbiologie I der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf
E-Mail: holger.steinbrenner@uni-duesseldorf.de
