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Können neue Insulinpumpen versagen?

19.01.2010 In den letzten 20 Jahren ist der Anteil von Insulinpumpen zur Behandlung des Diabetes Typ 1 weltweit kontinuierlich angestiegen. Die ersten Insulinpumpen waren noch mit einer erhöhten Rate von akuten Stoffwechselentgleisungen verbunden. Heute wird allgemein davon ausgegangen, dass Insulinpumpen technisch ausgereift sind. Das ist aber offenbar nicht der Fall. 

Eine französische Gruppe von Wissenschaftlern untersuchte zwischen 2001 und 2007 prospektiv das Auftreten von Insulinpumpenversagen bei 640 nacheinander, neu verordneten Pumpen verschiedene Firmen. Sie wurden bei 252 Erwachsenen mit Typ 1 Diabetes ambulant eingesetzt. Untersucht wurden gängige Produkte der Firmen MiniMed Medtronic, Roche Disetronic, Smiths Medical und Animas. Die Behandlung mit den Insulinpumpen wurde jeweils stationär eingeleitet. Die Patienten wurden von einem professionellen Team von Diabetes- und Pumpenberatern/innen begleitet.

Es gab 103 Fälle (44%) von komplettem Pumpenversagen, das glücklicherweise bei den meisten Patienten keine ernsthaften Konsequenzen hatte. Während der Studie gingen 232 Pumpen (36%) nach einer mittleren Laufdauer von 15 Monaten kaputt. Es gab 25 Fehlfunktionen von Pumpen pro 100 Pumpen-Jahre. Darunter waren 21 kleinere Störungen und 103 komplette Pumpenausfälle, 66 Alarmausfälle und 42 mechanische Fehlfunktionen.

In 40 Fällen (17%) führte das Versagen der Insulinpumpe zu einer Hyperglykämie und in einem Fall zu einer schweren Hypoglykämie, wahrscheinlich durch eine durch die Pumpe verabreichte Überdosis von Insulin.

Insgesamt gab es in der Studie deutliche Qualitätsunterschiede: Am besten schnitten die Geräte von MiniMed Medtronic ab, danach kamen Roche Disetronic und dann, mit Abstand, die anderen getesteten Produkte.

 

Kommentar: Überraschenderweise ist dies die erste Studie, in der systematisch nach der Häufigkeit von technischen Fehlern bei der Anwendung von Insulinpumpen der neuen Generation gefahndet wurde. Alle anderen systematischen Studien betreffen die Zeit vor 1990. Nicht weniger überraschend ist, dass es immer noch zahlreiche technische Fehler bei der Funktion von Insulinpumpen gibt.

Daher müssen alle Patienten, die eine Behandlung mit der kontinuierlichen subkutanen Insulintherapie per Pumpe verordnet bekommen, besonders intensiv geschult werden. Und sie sollten sowohl in der technologischen Handhabung der Pumpe als auch in der Selbstbehandlung des eigenen Diabetes sehr zuverlässig sein.

 

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr.5, 40225 Düsseldorf

 

Quelle: I. Guilhem et al.: Insulin pump failures are still frequent: a prospective study over 6 years from 2001 to 2007. Diabetologia 52: 2662-2664, 2009.

 

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