Schwangerschaft in fortgeschrittenem Alter: Risiken für das Kind?
08.03.2011 Immer mehr Frauen werden im Alter von über 45 oder sogar über 50 schwanger. Eine israelische Arbeitsgruppe hat nun untersucht, welche Risiken das für das Kind bedeutet.
In einer Frauenklinik in Tel Aviv / Israel wurde im Zeitraum 2000 bis 2008 der Schwangerschaftsverlauf bei Müttern untersucht, die zum Zeitpunkt der Geburt mindestens 45 Jahre alt waren. Diese wurden verglichen mit Gruppen von Schwangeren im Alter von 20 - 29, 30 - 39 und 40 - 44 Jahren.
Von den insgesamt etwa 80.000 Kindern wurden 177 (0,2%) von Müttern im Alter von 45 Jahren und darüber geboren. Es bestanden dabei stark erhöhte Risiken gegenüber den jüngeren Frauen (die nachfolgenden Angaben in Klammern beziehen sich auf die Vergleichsgruppe 20 - 29 Jahre): 4,5% (0,8%) der Frauen im Alter von über 45 Jahren hatten einen bereits vor der Schwangerschaft bekannten Diabetes, bei 17% (1,4%) wurde während der Schwangerschaft ein Gestationsdiabetes diagnostiziert. Bei 6,8% (0,1%) der Frauen war schon vor der Schwangerschaft ein Bluthochdruck bekannt und während der Schwangerschaft trat bei 9,0% (2,0%) erstmals ein Hochdruck auf. Bei 10,7% (0,7%) trat die schwere Schwangerschaftskomplikation Präeklampsie auf. 78,5% (15,7%) der Frauen mussten mit einem Kaiserschnitt entbunden werden. Dies ist nur ein Ausschnitt aus einer langen Liste von Risiken; bei den über 50-jährigen war der Anteil sogar noch höher.
Kommentar: Das Hinausschieben der Familienplanung auf ein Alter über 40 hat in den letzten 2 bis 3 Jahrzehnten stark zugenommen. Damit hat sich auch das Risiko für mütterliche und kindliche Komplikationen stark erhöht, so dass bei diesen Frauen eine intensivere ärztliche Fürsorge erforderlich ist. Wichtig ist es daher, den betroffenen Eltern diese Zusammenhänge aufzuzeigen, um sie bei ihrer Familienplanung bewusst mit in Verantwortung zu nehmen.
Quelle: Yogev Y. et al.: Pregnancy outcome at extremely advanced maternal age. American Journal of Obstetrics and Gynecology 203: 558.e1-7, 2010
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf.
Siehe auch:
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