Herzschwäche bei Diabetes: Wie wichtig ist die Blutzucker-Einstellung?
29.04.2011 Bei Menschen mit Diabetes kommt häufig eine Herzinsuffizienz (Herzschwäche) vor, die sich anfangs nur mit einer Echokardiographie (Ultraschalluntersuchung des Herzens) nachweisen lässt. Wie lässt sich eine solche Herzinsuffizienz bessern?
Die ersten Zeichen einer Herzinsuffizienz bei Diabetes können mit der Echokardiographie nachgewiesen werden: Zunächst ist die systolische Auswurffraktion noch normal, aber die Elastizität des linken Herzens nimmt ab. Diese diastolische Fehlfunktion vermindert die Herzleistung.
Im Rahmen einer großen multizentrischen Studie wurden in Deutschland 1.728 Menschen im Alter zwischen 50 und 85 Jahren kardiologisch untersucht. Bei allen Teilnehmern wurden eine Echokardiographie und ein Fitness-Test (6 Minuten-Gehtest) durchgeführt. Wenn ein Typ 2 Diabetes nicht bekannt war, so wurde ein oraler Glukosetoleranz-Test durchgeführt. Bei den nachfolgenden Analysen wurden 4 Gruppen unterschieden: Menschen mit normaler Glukosetoleranz, Prä-Diabetes (Vorstufe eines Diabetes), nicht mit Insulin behandelter Diabetes und Insulin-behandelter Typ 2 Diabetes.
Ergebnisse: Die systolische Auswurffraktion des linken Herzens war in den 4 Gruppen nicht unterschiedlich. Die Häufigkeit und der Schweregrad einer diastolischen Funktionsstörung des Herzens waren demgegenüber abhängig vom Schweregrad der Glukose-Stoffwechselstörung. Schon beim Prä-Diabetes ergab sich bezüglich der diastolischen Fehlfunktion eine leichte Einschränkung. Bei Patienten mit Diabetes korrelierte ein höherer HbA1c-Wert mit einer stärkeren Ausprägung der diastolischen Fehlfunktion. Menschen, die im 6-Minuten-Gehtest besser abschnitten, hatten auch eine bessere diastolische Herzfunktion.
Kommentar: Diese Studie zeigt eindrucksvoll, wie die diastolische Herzfunktion (als Parameter einer beginnenden Herzinsuffizienz) mit zunehmender Ausprägung der Stoffwechselstörung abnimmt. Dies kann schon im Vorstadium des Diabetes nachgewiesen werden. Sehr ermutigend sind auch jene Daten, dass eine solche diastolische Dysfunktion bei Menschen mit besserer Fitness nicht so häufig vorkommt und auch weniger stark ausgeprägt ist. Indirekt lässt sich daraus ableiten, dass körperliche Aktivität der Entwicklung einer Herzschwäche bei Diabetes vorbeugt. Dies muss nun noch durch prospektive Studien belegt werden.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quelle: Stahrenberg R. et al.: Association of glucose metabolism with diastolic function along the diabetic continuum. Diabetologia 53:1331-1340, 2010
Siehe auch:
Diabetes-Therapie: Ist Metformin für das Herz gefährlich?
Diabetes und Herzschwäche – Wichtig zu wissen