Achtung: Fruktose erhöht den Appetit
27.04.2009 Der steigende Konsum von fruktosehaltigen Getränken und Fertignahrungsmitteln steht schon lange in Verdacht, zu Übergewicht und Typ 2 Diabetes beizutragen. Eine mögliche Ursache für den Zusammenhang haben Wissenschaftler von der John Hopkins Universität in Baltimore aufgedeckt: Fruktose beeinflusst das Essverhalten und fördert die Nahrungsaufnahme.
Die meisten industriell gefertigten Nahrungsmittel und Getränke enthalten als Süßungsmittel Fruktose in Form von HFCS (= High Fructose Corn Syrup), das heißt als Sirup aus Maisstärke. Diese Art zu süßen erfreut sich großer Beliebtheit, da sie sehr günstig ist und eine etwa 1,6mal stärkere Süßkraft hat als beispielsweise normaler Haushaltszucker. Prominentestes Beispiel sind fruktosehaltige Softdrinks wie Brause, Cola, Limonade oder Eistee. Eine Reihe von Studien hat gezeigt, dass der regelmäßige Konsum fruktosehaltiger Getränke mit einer verstärkten Fettneubildung im Körper und einer Gewichtszunahme einhergeht. Außerdem scheinen sich fruktosegesüßte Lebensmittel ungünstig auf die Fettwerte auszuwirken, was auf eine weitere Erhöhung des Herzkreislaufrisikos hindeutet.
Appetit und Nahrungsverhalten – und damit auch das Gewicht – werden wesentlich durch das Gehirn gesteuert. Eine Arbeitsgruppe um Daniel Lane aus den USA forscht bereits seit knapp einem Jahrzehnt an der Frage, wie sich die Aufnahme von Glukose und Fruktose im Detail auf das Gehirn auswirkt. Die aufschlussreichen Ergebnisse fassten Lane und sein Team jetzt in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung zusammen. Eine der wichtigsten Erkenntnisse: Glukose („Traubenzucker“) löst im Gehirn eine Signalkette aus, an deren Ende dem Körper die Information „Nahrungsaufnahme stoppen“ suggeriert wird. Fruktose („Fruchtzucker“) fördert den umgekehrten Prozess: Anstatt die Esslust zu bremsen, steigert der Konsum fruktosehaltiger Getränke und Lebensmittel den Appetit sogar noch weiter. Im Mittelpunkt dieser Prozesse steht der so genannte Malonyl-CoA-Signalweg, der von Glukose und Fruktose entgegengesetzt beeinflusst wird. Malonyl-CoA ist ein Signalsystem im Gehirn, das vom Hypothalamus aus Botschaften an die höheren Hirnzentren sendet, die das Essverhalten und den Appetit beeinflussen.
FAZIT: Während Glukose das Bedürfnis nach Nahrungsaufnahme bremst, steigert Fruktose das Appetitempfinden. Dies könnte eine Erklärung sein, warum in vielen Untersuchungen ein Zusammenhang zwischen dem Konsum Fruktose-haltiger Getränke oder Lebensmittel und dem Vorhandensein von Übergewicht und Typ 2 Diabetes gefunden wurde. Damit gilt es mittlerweile als weitgehend gesichert, dass sich ein hoher Fruktosekonsum nachteilig auf die Gesundheit auswirkt.
Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de
Quelle: Lane MD, Cha SH. Effect of glucose and fructose on food intake via malonyl-CoA signaling in the brain. Biochem Biophys Res Commun 2009; 382: 1-5.
Hier geht es zum Expertenkommentar (Frau Dr. Toeller, Düsseldorf)