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Therapie bei Typ 2 Diabetes und KHK: Ergebnisse der BARI 2D-Studie

15.06.2009 Typ 2 Diabetiker mit einer Erkrankung der Herzkranzgefäße (= koronare Herzerkrankung) profitieren gleichermaßen von einer medikamentösen Diabetestherapie oder einem operativen Eingriff. Die Vorteile der koronaren Intervention überwiegen vermutlich erst bei einer fortgeschrittenen Mehrgefäßerkrankung. Zu diesem Ergebnis kommt die 5-jährige BARI 2D-Studie, die am Sonntag, den 07. Juni auf der Wissenschaftlichen Jahrestagung der American Diabetes Association in New Orleans, LA, präsentiert wurde.

BARI 2D (Bypass Angioplasty Revascularization Investigation 2 Diabetes) ist eine Studie, die verschiedene Behandlungsstrategien bei Typ 2 Diabetikern mit koronarer Herzerkrankung (KHK) untersucht hat. An der Studie nahmen 2368 Patienten mit einer mittleren Diabetesdauer von 10,4 Jahren teil. Der Durchschnitts-HbA1c-Wert zu Studienbeginn lag bei 7,7%.

Die Studienteilnehmer wurden unterschiedlichen Therapiegruppen zugeteilt:

  1. Eine Gruppe erhielt eine frühen operativen Eingriff (Revaskularisation mittels PCI* oder CABG**).
  2. Die andere Gruppe wurde medikamentös behandelt, entweder mit einer „Insulin-Providing“ (Insulin oder Sulfonylharnstoff) oder einer „Insulin-Sensitizing“ (Metformin oder Glitazon) Strategie.

* CABG = Coronary Artery Bypass Graft; konventionelle Bypassoperation (wurde in der vorliegenden Studie bei weiter fortgeschrittener KHK eingesetzt)
** PCI = Minimal invasive perkutane koronare Intervention, bei der Katheter, Ballons und Stents Anwendung finden

Die Analyse nach durchschnittlich 5 Jahren Beobachtungsdauer ergab folgende Resultate:

  1. Insgesamt zeigten sich keine wesentlichen Unterschiede bei der Überlebensrate zwischen den einzelnen Therapiemaßnahmen. Diese betrug 88,2% im Vergleich zu 87,9% bei der „Insulin-Sensitizing“ und der „Insulin-Providing“ Strategie (p = 0,89). Der Vergleich zwischen früher Revaskularisation und medikamentöser Therapie zeigte Überlebensraten von 88,3% und 87,8% (p = 0,97).
  2. In der medikamentösen Therapiegruppe wurden unter der „Insulin-Sensitizing“ im Vergleich zur „Insulin-Providing“ Strategie einerseits weniger schwere Unterzuckerungen, eine bessere Einstellung des HbA1c-Wertes (7,0% vs. 7,5%), geringere Gewichtszunahmen und andererseits ein häufigeres Auftreten von Ödemen (Wassereinlagerungen) beobachtet. Interessanterweise gab es keine Unterschiede bei den Häufigkeiten von Herzinsuffizienz oder Knochenbrüchen.

 

In der Gesamtschau legt die Studie folgende Schlussfolgerungen nahe: Bei Typ 2 Diabetikern mit koronarer Herzerkrankung sind innerhalb der medikamentösen Therapie sowohl „Insulin-Providing“ als auch „Insulin-Sensitizing“ Strategien geeignet. Bei einer weniger schwer ausgeprägten KHK ist die operative Behandlung mittels PCI oder CABG der reinen medikamentösen Behandlung nicht notwendig überlegen: Ein Vorteil für die konventionelle Bypassoperation zeigt sich erst bei fortgeschrittener Mehrgefäßerkrankung.

 

Dr. med. Anja Lütke, freie Mitarbeiterin von Diabetes-Deutschland.de
Prof. Dr. med. W. A. Scherbaum, Direktor der Klinik für Endokrinologie, Diabetologie und Rheumatologie des Universitätsklinikums Düsseldorf

Quelle: The BARI 2D Study Group. A Randomized Trial of Therapies for Type 2 Diabetes and Coronary Artery Disease. N Engl J Med 2009; 360: 2503-15. Results presented at the American Diabetes Association 69th Scientific Sessions in New Orleans, LA, June 7, 2009


Diabetes Editorial
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