Frauen tolerieren kurze Schlafdauer besser als Männer
02.11.2016 Frühere Untersuchungen haben gezeigt, dass zu kurzer Schlaf aber auch zu langer Schlaf mit einem erhöhten Risiko für Diabetes oder eine gestörte Glukosetoleranz verbunden ist. Eine neue Studie ergab nun, dass Frauen wenig Schlaf besser vertragen als Männer.
Mehr als 30 Studien haben nahegelegt, dass eine zu kurze und auch eine zu lange Schlafdauer den Glukosestoffwechsel stören. Meist waren dies aber Beobachtungsstudien auf dem Boden von Selbstangaben, der Glukosestoffwechsel wurde nur grob untersucht und eine geschlechtsspezifische Auswertung ist nicht erfolgt. Auch waren darunter oft Menschen mit verschiedenen Erkrankungen.
In der hier zu besprechenden Studie wurden bei788 gesunden Probanden (57% Frauen) mit einem mittleren Alter von 44 Jahren, körperliche Aktivität und Schlafdauer über 3 Tage hinweg mittels Accelerometer objektiviert. Die Insulinempfindlichkeit wurde mit einem speziellen Clamp-Versuch und die ß-Zellfunktion mit einem speziellen oralen Glukosetoleranztest bestimmt. Die mittlere Schlafdauer lag bei 7,3 +/- 1,5 Stunden.
Die geschlechtsspezifische Auswertung ergab überraschende Ergebnisse: Bei den Männern war eine kürzere und auch eine längere Schlafdauer (gegenüber dem Durchschnitt) mit einer schlechteren Insulinempfindlichkeit verbunden, während Frauen bei kürzerer oder längerer Schlafdauer eine bessere Insulinempfindlichkeit aufwiesen. Entsprechend hatten Männer mit einer kürzeren oder längeren Schlafdauer höhere Nüchtern-Blutzuckerwerte im Gegensatz zu Frauen, die bei kürzerer oder längerer Schlafdauer niedrigere Nüchtern-Blutzuckerwerte aufwiesen.
Kommentar: Zu kurze und auch zu lange Schlafdauer führen bei Männern zu einer Störung der Glukosetoleranz und der Insulinsekretion. Bei Frauen ist ein gegenteiliger Effekt festzustellen: eine kürzere Schlafdauer als der Durchschnitt wirkt sich auf den Glukosestoffwechsel günstig aus. Die Ursache dafür ist nicht klar. Frauen haben aber pro Stunde häufigere Phasen des sog.Slow-Wave-Sleep, d.h.der Tiefschlafphase, die für die Erholung beim Schlaf entscheidend ist.
In der vorgelegten Studie kannauch nicht ausgeschlossen werden, dass einige der Probanden Schlafmittel oder Medikamente einnehmen, die die Schlafdauer bzw. die Insulinsekretion beeinflussten. Ebenso waren auch Schichtarbeiter oder Patienten mit Schlaf-Apnoe-Syndrom nicht ausgeschlossen. Die in der Studie erhobenen hoch interessanten Daten müssen also zunächst durch eine weitere Studie bestätigt werden, bevor man sie allgemein akzeptieren kann.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
F. Rutters et al.: The association between sleep duration, insulin sensitivity, and ß-cell function: the EGIR-RISC Study. J ClinEndocrinolMetab. 2016 Sep; 101 (9):3272-3280.
Siehe auch:
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