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Gefährliche Blutzuckerschwankungen bei Insulin-Injektion in Fettgewebswucherungen

17.05.2017 Fettgewebswucherungen entstehen, wenn Insulin immer wieder in die gleiche Stelle gespritzt wird. Das kann gefährliche Folgen haben.

Es ist eigentlich gut bekannt, dass man die Stellen für die Insulininjektion unter die Haut ständig wechseln muss. Eine Arbeitsgruppe untersuchte nun im Detail was passiert,wenn dies nicht beachtet wird.

In einer sogenannten Crossover-Studie wurde bei 13 Patienten mit Typ-1-Diabetes das schnellwirksame Insulin Lispro einmal in eine Hautstelle mit Fettgewebswucherung (Lipohypertrophie) und einmal in eine normale Hautstelle injiziert und die Insulinaufnahme und Insulinwirkung mit einer sogenannten Clamp-Methode gemessen. An einem anderen Tag wurde Lispro direkt vor einer standardisierten gemischten Mahlzeit entweder in einenormale Hautstelle oder eine solche mit Lipohypertrophie gespritzt. Es zeigte sich, dass die Insulinaufnahme in das Blut und auch die Insulinwirkung bei der Injektion in eine Fettgewebswucherung deutlich vermindert sind und dass dies auch mit einer starken Variabilität der Insulinwirkung verbunden ist. Das Insulin wirkt sehr verlangsamt, abgeschwächt und die Dosis ist kaum berechenbar.

 

Kommentar: Diese Studie zeigt mit wissenschaftlichen Methoden, dass eine Injektion von Insulin in Stellen mit einer sogenannten Lipohypertrophie mit einer schlechten und kaum berechenbaren Wirkung von Insulin auf eine Mahlzeit verbunden ist. Nach einer Mahlzeit können dadurch hohe Blutzuckerwerte auftreten und Stunden danach eventuell zunächst unerklärliche Unterzuckerungen (wenn das Insulin endlich im Blut ankommt, aber die Mahlzeit längst vorüber ist).

Die Konsequenz für die Patienten ist klar: Die Injektionsstellen regelmäßig nach einem vorgegebenen Schema wechseln und nie in Stellen mit einer Fettgewebswucherung spritzen. Für die Ärzte: immer auch die Injektionsstellen inspizieren, insbesondere bei schlechter Blutzuckereinstellung mit unerklärlich wechselnden Werten.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen:

S. Famulla et al.: Insulin injection into lipohypertrophy tissue: blunted and more variable insulin absorption and action, and impaired postprandial glucose control. Diabetes Care 2016 Juni; dc160610http://dx.doi.org/10.2337/dc16-0610

Siehe auch:

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