Kombinationstherapie Exenatide plus Pioglitazon sehr effektiv bei Typ-2-Diabetes
19.07.2017 Was tun, wenn die Blutzucker-Zielwerte beim Typ-2-Diabetes mit Tabletten nicht zu erreichen sind?
Die Diabetestherapie sollte effektiv, sicher und möglichst einfach sein. In einer randomisierten Studie aus Katar wurde bei Patienten mit einem lange bestehenden Typ-2-Diabetes (mittlere Dauer: 10,7 Jahre), die mit Sulfonylharnstoffen und Metformin nicht einstellbar waren,diese Patienten wurden umgestellt: entweder auf eine Insulintherapie (mit dem Basis/Bolus-Prinzip: Insulin Glargin vor dem Frühstück sowie das ultraschnell wirksame Insulin Aspart vor jeder Hauptmahlzeit) oder auf eine Kombinationstherapie (mit dem 1xwöchentlich zu verabreichenden GLP1-RezeptoragonistenBydureon(extended-release Exenatide) plus dem oralen Antidiabetikum Pioglitazon 1x30 mg/Tag).122 Patienten wurden mit der o.g. Insulintherapie und 129 mit der o.g. Kombinationstherapie behandelt, die Resultate wurden nach 6-18 Monaten (durchschnittlich nach 1 Jahr) ausgewertet.
Ergebnisse: Der ursprüngliche HbA1c-Wert war in beiden Gruppen gleich hoch (10,0%, [86 mmol/mol]). Nach 6 Monaten lag der HbA1c-Wert unter der Kombinationstherapie signifikant (p < 0,0001) tiefer (6,7%, [50 mmol/mol]) als in der Insulingruppe (7,4%, [57 mmol/mol]). Danach nahm der HbA1c-Wert in beiden Gruppen noch etwas ab, aber der große Unterschied in der Wirksamkeit der beiden Therapien blieb bestehen. Der Nüchternblutzucker war in der „Kombi-Gruppe“ anfangs etwa gleich hoch (Mittelwert: 224 mg/dl) wie in der Insulingruppe (234 mg/dl) und unterschied sich auch nicht im Verlauf der Behandlung. Dagegen stiegen die Blutzuckerwerte nach den Hauptmahlzeiten unter der Kombinationstherapie weniger stark an als unter der Insulintherapie. In beiden Gruppen nahm das Körpergewicht zu, jedoch in der „Kombi-Gruppe“ nur halb so viel (2,1 kg) wie in der Insulingruppe (4,2 kg). Die Zahl von hypoglykämischen Ereignissen (Unterzuckerungen) war in der Insulingruppe dreimal höher (1 Fall von schwerer Hypo) als in der „Kombi-Gruppe“. Knöchelödeme traten in der Insulingruppe in 3,4% und in der „Kombi-Gruppe“ in 9,3% der Fälle auf. Insgesamt traten während der Studie 4 Herzinfarkte und 1 Schlaganfall auf, alle in der Insulingruppe.
Schlussfolgerung der Autoren: Die Kombinationstherapie von Pioglitazon plus langwirksame Exenatide ist eine sehr effektive und auch sichere Behandlungsoption bei Patienten mit Typ-2-Diabetes, die mit Metformin und Sulfonylharnstoffen nicht einstellbar sind. Diese Kombinationstherapie ist effektiver und aucheinfacher zu handhaben als die Basis/Bolus-Therapie mit Insulin.
Kommentar: Es ist ein sicherlich interessantes Konzept, bei ungenügender Wirksamkeit eines oder mehrerer oraler Antidiabetika(OAD) die Substanzen auszutauschen und nicht einfach weitere OAD hinzuzugeben. Bei Pioglitazon ist bekannt, dass es im Gegensatz zu Sulfonylharnstoffen und Metformin das Fortschreiten einer beeinträchtigten Insulinsekretion abbremst, so dass diese Substanz durchaus als Option in Frage kommt.
Ebenso sollte man immer im Auge behalten, dass bei der Eskalation der medikamentösen Therapie des Typ-2-Diabetes auch ein GLP1-Rezeptoragonist in Betracht zu ziehen ist. Die Kombination der beiden Substanzen ist in dieser Patientengruppe offenbar günstiger als eine Insulintherapie. Allerdings würde man bei dieser Patientengruppe in der Praxis doch eher eine konventionelle Insulintherapie mit zweimal täglich Mischinsulin als gleich die aufwändigere Basis/Bolus-Therapie wählen.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
M. Abdul-Ghani et al.: Combination therapy with exenatide plus pioglitazone versus basal/bolus insulin in patients with poorly controlled type 2 diabetes on sulfonylurea plus metformin: The Qatar Study. Diabetes Care 2017; 40(3): 325-331
Siehe auch:
Fixkombination Langzeitinsulin und GLP1-Agonist wirksam bei Typ-2-Diabetes
Für stationäre Patienten mit Typ-2-Diabetes ist die Gabe von Mischinsulin ungeeignet