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Wie Östrogene vor Diabetes schützen

04.06.2018 Wissenschaftler der Universität von Genf in der Schweiz haben herausgefunden, warum Östrogene vor Diabetes schützen.

Die Schutzwirkung der Östrogene auf den Zuckerstoffwechsel war bereits dadurch bekannt, dass die Diabeteshäufigkeit bei Frauen nach der Menopause, also mit dem Abfall der körpereigenen Östrogenspiegel, stark ansteigt und dass Frauen unter einer Hormonersatztherapie deutlich weniger häufig Typ 2-Diabetes bekommen als solche ohne die Behandlung. Die Wissenschaftler konnten nun zeigen, dass Östrogene auf die Hormone Glucagon und GLP1 wirken, die beim Zuckerstoffwechsel eine große Rolle spielen. Glucagon ist quasi ein Gegenspieler von Insulin. Es wird von den Alphazellen der Pankreasinseln produziert und bewirkt einen Anstieg des Blutzuckerspiegels durch Freisetzung von Glukose aus den Glykogenspeichern der Leber. Das Hormon GLP1 wird von Darmzellen produziert und insbesondere nach einer Mahlzeit ausgeschüttet; es stimuliert die Insulinsekretion, hemmt die Sekretion von Glucagon und es bewirkt auch ein Sättigungsgefühl.

In verschiedenen Versuchen, auch an menschlichen Geweben, haben die Wissenschaftler aus Genf den Einfluss der Östrogene auf die Funktion der Glucagon-produzierenden Alphazellen des Pankreas und auf die GLP1- produzierenden L-Zellen des Dünndarms untersucht und gesehen, dass durch den Einfluss von Östrogenen die Sekretion von Glucagon in den Alphazellen des Pankreas reduziert wird und die Produktion von GLP1 durch die L-Zellen des Darms stimuliert wird. Dies erklärt die schützende Wirkung der Östrogene. Sie konnten aber auch zeigen, dasss für diese Regulation nur einer der 3 bekannten Östrogenrezeptoren eine Rolle spielt.

 

Kommentar: Das Hormon GLP1 bzw. GLP1-ähnliche Substanzen spielen inzwischen in der Behandlung des Typ-2-Diabetes eine große Rolle, weil sie in die Feinregulierung des Zuckerstoffwechsels eingreifen und quasi eine Balance zwischen Insulin und seinem Gegenspieler Glucagon herstellen, ohne eine Unterzuckerung zu verursachen. Bisher war nicht bekannt, dass Östrogene in diesem System eine Rolle spielen; jedoch ist durch die hier vorgelegten Untersuchungsergebnisse sehr gut erklärlich warum Östrogene einen schützenden Effekt bzgl. des Ausbruchs eines Diabetes ausüben. Die weiteren Überlegungen der Wissenschaftler gehen nun dahin, Substanzen zu entwickeln, die speziell auf den Östrogenrezeptor der Glukagon-produzierenden Zellen der Pankreasinseln und der L-Zellen des Darms einwirken um damit den Zuckerstoffwechsel günstig zu beeinflussen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen:

(1) Handgraaf S, Dusaulcy R, Visentin F, et al. 17-ß estradiol regulates proglucagon-derived peptide secretion in mouse and human alpha and L cells. JCI Insight 2018; pii: 98569 [Epub ahead of print].

Siehe auch:

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