Was passiert, wenn Ketonkörper durch eine bestimmte Diät ansteigen?
29.04.2019 Ketonkörper gelten in der Diabetologie als ungünstig, weil sie bei Insulinmangel stark ansteigen und eine schwere Stoffwechselentgleisung auslösen können
Ketonkörper entstehen aus dem Abbau von Fett über Fettsäuren und können vom Körper für die Energiegewinnung genutzt werden, wenn nicht genügend Glukose zur Verfügung steht. Diesen Zustand nennt man Ketose. Dabei sind die Ketonkörper im Blut und auch im Urin erhöht. Im Gegensatz zur Ketoazidose sind dabei die Ketonkörper jedoch nicht stark erhöht und das Blut ist nicht übersäuert. Eine Ketose-erzeugende (ketogene) Diät ist eine Kost mit maximal 4% Kohlenhydraten etwa 90% Fett und 6-8% Eiweiß. Normalerweise wird für Erwachsene empfohlen, etwa 55% des gesamten täglichen Energiebedarfs über Kohlenhydrate zu decken. Eine ketogene Diät z.B. mit fettem Fisch und Fleisch, Wurst, Eiern und kohlenhydratarmem Gemüse wie Zucchini, Gurke und Broccoli scheint für das körperliche Training günstig zu sein. Eine Forschergruppe aus den USA untersuchte die Machbarkeit und Stoffwechselauswirkungen einer ketogenen Diät bei Militärpersonen im Rahmen eines überwachten 12-wöchigen körperlichen Trainingsprogramms. 15 Personen erhielten die spezielle Diät und 14 dienten als Kontrollen, die Ihre bisherige Mischkost während des Programms beibehielten.
Ergebnis: Unter der ketogenen Kost stieg bei allen Teilnehmern des Trainingsprogramms der Spiegel des Ketokörpers beta-Hydroxybuttersäure (ßHB) im Blut stark an und die Fettoxidation, d.h. der Fettverbrauch durch den Stoffwechsel nahm signifikant zu. Obwohl keine Anweisungen bzgl. der Kalorienzufuhr gegeben worden waren nahm die mit der ketogenen Kost versorgte Trainingsgruppe um durchschnittlich 7,7 kg an Körpermasse ab; das waren etwa 5 % des Körpersfetts und 44% des viszeralen Fetts, d.h. des Fettgewebes im Bauchraum. Unter der ketogenen Diät besserte sich auch die Insulinempfindlichkeit um 48%. Die sogenannte aerobe Kapazität, die allgemeine Kraft und Muskelstärke wurden durch die Spezialkost nicht beeinträchtigt.
Kommentar: Nach den vorliegenden Befunden scheint eine ketogene Diät mit einem weitgehenden Verzicht auf Kohlenhydrate und einem ganz überwiegenden Anteil an Fett in der Nahrung einen günstigen Einfluss auf den Zuckerstoffwechsel und die Insulinempfindlichkeit auszuüben, ohne negative Folgen auf die Muskelkraft. Bei Umstellung auf eine ketogene Diät kommt es naturgemäß zu einem Anstieg der Ketonkörper im Blut, was aber zumindest im Kurzzeitversuch über 3 Monate keine negativen Effekte ergibt. Für das Militär ist die hier vorgelegte Studie möglicherweise von großer Bedeutung, weil in militärischen Extremsituationen auch damit gerechnet werden muss, dass Kohlenhydrate nicht immer verfügbar sind.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
LaFountain RA, Miller VJ, Barnhart EJ, et al (2019) Extended ketogenic diet and physical training intervention in military personnel. Military Medicine 2019, uszo46, https://doi.org/10.1093/milimed/usz046