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Infusion von Ketonkörpern zur Behandlung von chronischer Herzschwäche?

30.04.2019 Die beim Diabetes mellitus häufig als gefährlich angesehenen Ketonkörper im Blut könnten sich als Wunderwaffe bei Herzschwäche herausstellen

Während die Ketoazidose eine schwere Stoffwechselentgleisung bei Typ I Diabetes darstellt geht die leichte Erhöhung der Ketonkörper im Blut nicht mit einer Übersäuerung einher und ist offenbar günstig für das Herz. Ketonkörper entstehen aus dem Abbau von Fett über Fettsäuren und können vom Körper für die Energiegewinnung genutzt werden, wenn nicht genügend Glukose zur Verfügung steht. Dabei sind die Ketonkörper im Blut und auch im Urin erhöht. Diesen Zustand nennt man Ketose. Für das Herz spielen die Ketonkörper eine besondere Rolle weil der Herzmuskel 80% seiner Energie aus Fett und Ketonkörpern rekrutiert. Dadurch ist die Herzarbeit in Perioden des Hungerns unabhängig von Glukose, die in Hungerperioden nicht gut verfügbar ist. Eine Arbeitsgruppe aus Dänemark und Schweden untersuchte die Frage, ob durch eine Infusion des Ketonkörpers beta-Hydroxybuttersäure (ßOHB) die Auswurfleistung des Herzens erhöht wird und ob sich dies auch bei Menschen mit einer chronisch verminderten systolischen Auswurfleistung des Herzens zeigen lässt.

 

Ergebnis: Tatsächlich wurden durch eine 3-stündige Infusion von ßOHB die Spiegel dieses Ketonkörpers im Blut im Vergleich zu Placebo von durchschnittlich 0,4 auf 3,3 mmol erhöht und die Auswurfleistung des Herzens wurde durch den Ketonkörper signifikant und dosisabhängig gesteigert. Dieser Anstieg fiel bei Normalpersonen und bei Menschen mit chronischer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) gleichermaßen aus.

 

Kommentar: Wir wissen, dass der Herzmuskel bei Herzschwäche und einer verminderten Auswurfleistung des Herzens vermehrt beta-Hydroxybuttersäure zur Energiegewinnung heranzieht. Die hier vorgelegte Untersuchung zeigt, dass das Herz, speziell bei Menschen mit einer chronischen Herzschwäche, von einer Infusion mit dem Ketonkörper beta-Hydroxybuttersäure profitiert indem die Herzleistung ansteigt. Die Autoren spekulieren, dass dies als mögliche neue Therapie einer Herzinsuffizienz mit verminderter Auswurfleistung infrage kommt. Es kann m.E. aber auch spekuliert werden, dass der gleiche Effekt mit einer ketogenen Diät, d.h. einer Kost mit extrem wenig Kohlenhydraten und überwiegend Fett und wenig Protein erreicht werden kann. Dies wäre noch zu prüfen.

Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf

Quellen:

Nielsen R, Möller N,. Gormsen LC, et al (2019) Cardiovascular effects of treatment with the ketone body 3-hydroxybutyrate in chronic heart failure patients. Circulation 2019. https://doi.org/10.1161/CIRCULATIONAHA.118.036459Circulation

 

 


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