SGLT2-Hemmer Dapagliflozin zur Vermeidung von Herzinfarkt und Schlaganfall in der Primärprophylaxe?
02.05.2019
Dapagliflozin gehört zu der neuen Substanzklasse der SGLT2-Inhibitoren und ist in Deutschland neben Empagliflozin für die Behandlung des Typ-2-Diabetes zugelassen. In der Studie „DECLARE-TIMI 58“ wurde die Wirkung von Dapagliflozin 1x10mg/Tag im Vergleich zu Plazebo bei mehr als 17.000 Patienten mit Diabetes mellitus und einem hohen kardiovaskulären Risiko untersucht; etwa 40% dieser Probanden hatten eine kardiovaskuläre Vorerkrankungen, die anderen hatten zwei oder mehr entsprechende Risikofaktoren wie Bluthochdruck und hohe Cholesterinwerte. Im Mittel waren die Patienten 64 Jahre alt und hatten seit 11 Jahren einen Diabetes, mittlerer HbA1c-Wert: 8,3%; die Nierenfunktion war mit einer GFR von 85 ml/min kaum eingeschränkt, 81% der Probanden hatten bereits einen ACE-Hemmer und um 75% waren mit einem Statin zur Reduktion des LDL Cholesterins behandelt. In der Studie wurden 2 sog. Endpunkte vorgegeben: 1. kardiovaskulärer Tod, nicht tödlicher Herzinfarkt und/oder nicht tödlicher Schlaganfall, 2. Kombination aus kardiovaskulärem Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz (Herzschwäche).
Ergebnis: Nach einer Studiendauer von 4,2 Jahren zeigte sich, dass Dapagliflozin die Kombination aus kardiovaskulärem Tod oder Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz signifikant um 17% reduzierte; dies war auf eine 27%ige Reduktion der Hospitalisierung wegen Herzinsuffizienz zurückzuführen, während die kardiovaskuläre Mortalität nicht beeinflusst wurde. Davon profitierten alle Patientengruppen mit oder ohne kardiovaskuläre Vorerkrankungen gleichermaßen. Für den anderen kombinierten Endpunkt bestand kein signifikanter Unterschied zwischen den Therapiegruppen. Dapagliflozin senkte jedoch das Auftreten des kombinierten sekundären Nieren-Endpunktes um 47%. Dieser Nieren-Endpunkt wurde definierte als neu aufgetretener Dialysepflichtigkeit oder mindestens 40%igen Reduktion der glomerulären Filtrationsrate auf unter 60ml/Minute oder Tod aufgrund der Nierenerkrankung oder Tod irgendeiner Ursache. Schwere Nebenwirkungen wie schwere Unterzuckerungen oder auch akute Niereninsuffizienz traten unter Dapagliflozin seltener auf. Allerdings traten unter Dapagliflozin Ketoazidosen (0,3 %) und Genitalinfektionen (0,9 %) deutlich häufiger auf als in der Kontrollgruppe (0,1% bzw. 0,1%).
Kommentar: Diese Studie zeigt, dass Dapagliflozin ähnlich wie auch im Beispiel Diblocin günstige Wirkungen auf und Nieren ausübt. Neu ist bei der hier vorgelegten gegenüber der EMPAREG-Outcome Studie mit Empagliflozin, dass nun auch gezeigt werden konnte, dass der SGLT2-Hemmer Dapagliflozin auch in der Primärprävention, d.h. bei Patienten ohne kardiovaskulärer Vorerkrankung eine günstige Wirkung ausübt. Dies muss nun als Ergänzung zu den Ende 2018 vorgelegten amerikanischen und europäischen Leitlinien zur Behandlung des Typ-2-Diabetes hinzugefügt werden. Dies hieße allerdings, dass das Medikament prinzipiell allen Diabetespatienten mit zusätzlichen kardiovaskulären Risikofaktoren gegeben werden müsste.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum, Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, Universitätsklinikum Düsseldorf, Moorenstr. 5, 40225 Düsseldorf
Quellen:
Wiviott SD, Raz I, Bonaca MP, et al (2019) Dapagliflozin and cardiovasvcular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 380(4): 347-357