Diabetesmedikament hilft bei Herzschwäche
02.09.2019 Die DAPA-HF - Studie hat bei Kardiologen wie eine Bombe eingeschlagen: Ein Diabetesmittel kann nun gegen Herzschwäche eingesetzt werden
Fast durch Zufall haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das für die Behandlung des Typ-2-Diabetes eingesetzte Medikament Dapagliflozin gegen die Herzschwäche wirksam ist (1). Dapagliflozin gehört zur Gruppe der SGLT2-Hemmer, die den Blutzucker senken indem sie die Ausscheidung von Glukose im Urin erhöhen.
Zunächst war bei Untersuchungen zur kardiovaskulären Sicherheit von SGLT2-Hemmern gefunden worden, dass diese Medikamente bei Menschen mit Typ-2-Diabetes und bekannten Herz- und Kreislauferkrankungen wie z.B. einem vorausgegangenen Herzinfarkt oder Schlaganfall sowie auch bei Nierenschwäche günstig sind und dass darunter sogar notwendige Krankenhauseinweisungen wegen Herzschwäche reduziert wurden. Bei der Anwendung von Dapagliflozin war der positive Effekt auch bei Diabetespatienten nachweisbar, die keine kardiovaskulären Vorerkrankungen sondern nur entsprechende Risikofaktoren, wie z.B. Bluthochdruck oder erhöhte Cholesterinspiegel aufwiesen (2).
In der sog. Dapa-HF - Studie wurde die Frage untersucht, ob Dapagliflozin in der Lage ist, bei Patienten mit Herzinsuffizienz das Risiko für eine Verschlechterung der Herzschwäche und auch für den Tod aus kardiovaskulärer Ursache (z.B. durch Herzinfarkt oder Herzschwäche) zu reduzieren. In die multizentrische Studie in 20 Ländern wurden 4744 Patienten mit verschiedenem Schweregrad der Herzschwäche (NYHA-Klasse II-IV) eingeschlossen, die auf eine verminderte Auswurfleistung der linken Herzkammer zurückzuführen ist. 42% der Probanden in beiden Gruppen hatten einen Typ-2-Diabetes. Gleiche Gruppen bekamen neben der Standardtherapie entweder Dapagliflozin 10mg/Tag oder Plazebo. Nach einer mittleren Dauer von weniger als 2 Jahren (18,2 Monate) zeigte sich, dass Dapagliflozin im Vergleich zu Plazebo sowohl das Risiko für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz als auch für Tod aus kardiovaskulärer Ursache signifikant reduzierte, und zwar unabhängig davon ob ein Diabetes vorlag oder nicht.
Zusammenfassung und Kommentar: Bei Patienten mit Herzschwäche aufgrund einer verminderten Auswurfleistung der linken Herzkammer kann durch die Gabe des Medikaments Dapagliflozin das Risiko für eine Verschlechterung der Herzinsuffizienz oder für einen Tod wegen Herzinfarkt oder Herzinsuffizienz reduziert werden. Die positive Wirkung der Substanz besteht sowohl bei Patienten mit Typ-2-Diabetes wie auch solchen ohne Diabetes. Die genauen Ursachen für den positiven Effekt des Diabetesmedikaments auf das Herz sind bisher noch nicht genau bekannt. Wahrscheinlich handelt es sich um einen Klasseneffekt, der auch die anderen SGLT2-Hemmer wie Empagliflozin und Canagliflozin miteinschließt. Während man ursprünglich von Sicherheitsrisiken dieser Medikamente für Herz und Nieren ausgegangen war, haben die Studien nun im Gegenteil positive Wirkungen der Präparate auf Herz und Nieren gezeigt. Dies wird nun als fester Bestandteil in entsprechende Therapieempfehlungen eingehen.
Autor: Prof. Dr. med. W.A. Scherbaum
Quellen:
(1) Murray JJV, Solomon SD, Inzucchi SE, et al. Dapagliflozin in patients with heart failure and reduced ejection fraction. N Engl J Med 19. September 2019. DOI: 10.1056/NEJMoa1911303
(2) Wiviott SD, Raz I, Bonaca MB, et al. Dapagliflozin and cardiovascular outcomes in type 2 diabetes. N Engl J Med 2019; 380:347-357